Clinic – Bubblegum

Alternative RockIndie Rock, VÖ: Oktober 2010

Seit gestern steht die sechste Studioplatte der Herrschaften von Clinic in den Läden. Wir ein motorisiertes Uhrwerk veröffentlichen Clinic nun seit knappen 15 Jahren in beständiger Kontinuität, nämlich im Zwei-Jahres-Rhythmus, neue Platten ohne dabei an Qualität zu verlieren. Gut, zwischen den Jahren schoben Clinic mal zwei Compilations auf den Markt, doch bringt es einem nicht von der Frage weg, wie in aller Welt das nur möglich sein kann? Eine Antwort gibt es natürlich auch mit der sechsten Platte nicht, dafür gewohnt hochwertige Kost unter dem Namen ‘ Bubblegum ‘ – das sei bereits direkt am Anfang gesagt. Aber warum sollte man das freudig Gehörte lange hinter der versteckten Hand halten, wenn Clinic es mit den Veröffentlichungen gleich tut. Einzig die Songs lassen uns warten, offenbaren Fragen und stellen Ihre zentrale Bedeutung in stilistischen Veränderungen erneut unter Beweis. Nehmen wir als Beispiel die Ästhetik der späten 1960er um deren innigen Umarmung zu Psychedelia. Diese Elemente sind auf ‚ Bubblegum ‚ kaum vertreten. Vielmehr besprühen Clinic Ihre neuen Songs mit einem zarten Hauch von Vintage-Psychedelia.

‚ I’m Awake ‚ zeigt die wesentlichen Änderungen recht deutlich, sowie die drastische Abreise mit einer geschlagenen Akustikgitarre zu Beginn, und üppigen Streicher-Arrangements ab Mitte des Songs. Auch ist der Gesang von Ade Blackburn ungewöhnlich klar und direkt. Doch was will man am Ende sagen, es bleibt trotzdem der Sound, wie man Ihn über die letzten Jahre von Clinic gewohnt ist. Der gleichnamige Titeltrack schreitet mit gleichmäßigen Beats und summenden Bienen durch sofort einsetzenden Charme, während ‚ Baby ‚ die hypnotische Ballade ist, die wie immer bei Clinic für ohnmächtige Gefühlszustände in unseren Köpfen sorgt. Bedrohlich treibt sich dagegen ‚ Orangutan ‚ durch die Strophen, ist zugleich aber auch mit die einzige Nummer, die uns mit dem treibenden Schatten der Verdammnis peitscht. Generell besteht die zweite Hälfte aus vielen weichen, treibenden akustischen Nummern mit angenehmen Texturen und einem Kontrastprogramm zum Auftakt von ‚ Bubblegum ‚.

Brillante Ergebnisse erzielen Clinic auch mit dem unterhaltsamen ‚ Lion Tamer ‚ und seinen rostigen Scharnieren, die einfach nur zum Spaß immer wieder in unsere Gehörgänge krachen. Verträumt und fernab der Realität schicken uns die Engländer in ‚ Forever (Denis‘ Blues) ‚ durch eine gut ausgeführte Gitarrenmelodie und überraschen in ‚ Freemason Waltz ‚ mit jazzigen Elementen in einer scheinbar grenzenlosen Gelassenheit. Am Ende bleiben die bisherigen Arbeiten der Band auch in ‚ Bubblegum ‚ fester Bestandteil: Die dumpfen Vocals, die klingen als würde man mit zusammengebissenen Zähnen versuchen zu singen, die knirschenden Gitarrenklänge und die allgemeine Knappheit der Platte (begrenzt auf gerademal 40 Minuten) sind für Fans der Gruppe natürlich Altbekanntes. Neu bleiben eben die aufeinanderliegenden Schichten, Strukturen und eine Dynamik, die unglaublich nützlich in den Vordergrund treten kann. Für eine Band, die bereits auf Ihrem sechsten Studioalbum angekommen ist, bleibt diese Art von Erfolgsgeschichte wirklich sehr beeindruckend.

6.3