Wenn sich Schlagzeuger einer erfolgreichen Band selbstständig machen – ohne Vorurteile zu bedienen – dann findet sich das Ergebnis meist in einem durchschnittlichen Bereich wieder. Pick a Piper ist das Projekt des kanadischen Musikers und Produzenten Brad Weber, der hauptsächlich damit beschäftigt ist, bei Caribou die Schlagstöcke zu schwingen und für die Live Umsetzung für alle beteiligten Musiker die Ableton Trick-Kisten zu programmieren. Ein Mann also, der seine Fähigkeiten Stück für Stück erweitert und uns nun sein selbst betiteltes Debütalbum über das Label City Slang präsentiert. Brad Weber gründete sein Projekt im Jahr 2008 und dazu gesellten sich wenig später noch Angus Fraser und Dan Roberts. Im eröffnenden Stück ‚ Lucid In Fjords ‚ zeigen uns Pick a Piper Ihren Ansatz für die restlichen Songs der Platte, führen uns dazu auf die Tanzfläche und wickeln uns mit einem intensiven polyrhythmischen Schlagzeug und hypnotisierenden Beats um den Finger.
Ein gelungener Auftakt. ‚ All Her Colours ‚ war Single und bildet auf dem Debüt die wohl einfachste tanzbare Nummer. Was einem im weiteren Verlauf auffällt, sind die zahlreichen Gastsänger und tatsächlich verpflichtete Brad für die Aufnahmen viele seiner Freunde. Unter anderem mit dabei sind Andy Lloyd von den Born Ruffians sowie Mitglieder der Ruby Suns und John Schmersal von Enon, Brainiac und Caribou. So entstanden letztlich acht sehr unterschiedliche Songs – die aber irgendwie in Ihrem gesamten Auftreten zu wenig wagen. Meist ist die melodische Ausrichtung der einzelnen Tracks nach den ersten Sekunden geklärt und generell klingt alles auch ein wenig zu sehr einstudiert. Es fehlen die Überraschungen, die verflüchtigenden Aufreger und das Gefühl, hier wirklich etwas „echtes“ in den Händen zu halten. Weber suchte vermutlich eine sichere Einnahmequelle für die Zeit nach Caribou.
An sich keine verwerfliche Sache, doch fehlt es dem Album an Wärme und Zugänglichkeit. Es schwebt beständig das Kalkül durch die ebenso angeeiste Luft. Da möchte auch das Saxophon im Stück ‚ South To Polynesia ‚ nur wenig für einen besseren Gesamteindruck beitragen. ‚ South To Polynesia ‚ erinnert zudem mit dem aufwendigen Rhythmus und den wachsenden Effekten stark an The Mars Volta oder Skerik’s Syncopated Taint Septet. Jedoch ein Track, der unabhängig vom Gefallen im Gedächtnis hängen bleiben wird. ‚ Hour Hands ‚ verfolgt kurz darauf einen ähnlichen Ansatz und ‚ Dinghy In A Quiet Cove ‚ endet mit einem schnellen Tanz zu hypnotischen Schwingungen. ‚ Pick A Piper ‚ wurde schlussendlich kein Reinfall, aber die polierte Produktion und die teils verwendeten Gesänge hinterlassen einen gemischten Rückblick auf die Platte. Die Anleihen zu Caribou sind nicht von der Hand zu nehmen (nicht weiter schlimm) und so wird zumindest der geneigte Anhänger von Daniel V. Snaith gelegentlich auf seine Kosten kommen.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.
