Bedouine – Bird Songs Of A Killjoy

Folk, VÖ: Juni 2019

Beduinen zuzuhören, fühlt sich an, als würde man an einem warmen Abend auf einer Bank sitzen und dem Sonnenuntergang entgegen blicken. Die in Los Angeles lebende Singer-Songwriterin Azniv Korkejian macht friedliche Folk Songs, die sich mit Leichtigkeit bewegen. Auf ihrem zweiten Album „Bird Songs of a Killjoy“ setzt sie dort an, wo ihr Debüt 2017 „Bedouine“ aufhörte und bekämpft die Härte des Herzschmerzes und der Einsamkeit mit Sanftmut. Die Schönheit und unerschütterliche Wärme im Herzen ihres luftigen Folks fungiert als Filter für ihre eigene Welt, eine sichere Umgebung, in der sie ihre Beziehungen zu anderen und sich selbst ungestört aufarbeiten kann.

Einige ihrer direkten Einflüsse stammen aus längst vergangenen Jahrzehnten, aber zu behaupten, dass sie veraltet klingt, wäre unfair. Die zwölf Tracks strahlen zeitloses Selbstvertrauen aus, ohne Rücksicht auf die Zeit. Ihre Stimme ist träge und gelassen, sie gleitet sanft durch die verträumteren Songs des Albums, wie zum Beispiel in „Tall Man“ oder „Sunshine Sometimes“. Wobei „One More Time“ ein besonderes Highlight ist, wenn sie singt: “I’m just the shore, you’re just the wave, you will roll in/Every few days. I’ll try to draw lines in the land but you will wash/Away the sand.“

Während den ersten vier Tracks ist die Musik von „Bird Songs of a Killjoy“ leicht zu hören, eine süße Brise mit gelegentlichem Americana Einschlag. Dann kommt „Dizzy“ und Bedouine bläst sofort alle Erwartungen aus dem Kopf. Während sie mit einer honigsüßen Stimme die griechischen Strände und Wüstenberge besingt, steigt ein Sturm von gefühlvollen Geigen auf, untermalt von krachenden Trommeln und herabprasselnden Synthesizern. Das folgende „Bird“ erzählt eine Geschichte über das Aufwachsen in der Arbeiterklasse, gefangen in ökonomisch auferlegten Grenzen wahrgenommener künstlerischer Möglichkeiten. 

„Matters of the Heart“ bringt das Album an einen unkomplizierteren Ort zurück, wo wir für die letzten vier Songs verbleiben dürfen. Am Ende der letzten Strophen es nicht einfach, sich davon zu lösen. Bedouine zuzuhören bedeutet schließlich auch, sich von ihr hypnotisieren zu lassen, sich der Verzückung hinzugeben und erfrischt in den Alltag zurückzukehren. „Bird Songs of a Killjoy“ ist ein weicher Filter, durch den wir auf die Welt blicken und unseren Frieden finden können.

9.3