
BAXTER DURY
Zwischen nächtlichem Sarkasmus und clubtauglicher Härte: BAXTER DURY entfaltet mit ALLBARONE ein elektronisches Sprechgesang-Panorama voller bitterer Pointen, urbaner Figuren und eigensinniger Melodien.
Baxter Dury hat sich längst von den Schatten seines berühmten Vaters Ian Dury emanzipiert. Mit seinem neunten Studioalbum „Allbarone“ legt er ein Werk vor, das sowohl die Tradition seiner sprechgesangartigen Erzählweise fortführt als auch neue Räume erschließt. Das Treffen mit Produzenten-Legende Paul Epworth nach einem umjubelten Glastonbury-Auftritt im Jahr 2024 markierte den entscheidenden Wendepunkt. In den Londoner Church Studios entstanden unter kargen, dreistündigen Arbeitstagen die neun Stücke, die Dury nun als sein radikalstes, zugleich aber auch klarstes Album präsentiert.
Der Titelsong eröffnet dieses Panorama: „That night in Allbarone / Sat in the rain / Thought about all those promises made“ – eine Szene, halb Kneipendrama, halb Selbstinszenierung, getragen von drängenden Beats und den hellen Vocals von JGrrey. Sie taucht mehrfach als Gegenstimme auf und verleiht Tracks wie „Schadenfreude“ oder „Return of the Sharp Heads“ eine schneidende Tiefe, die Dury allein vielleicht nicht erreicht hätte. Gerade hier zeigt sich Epworth’s Einfluss: scharfe elektronische Akzente, ein Nervenkostüm aus Breakbeats und Bass, das Dury zwingt, seine Texte unmittelbarer zu formen.
Die Songs kreisen um Figuren, die zwischen Hybris und Selbstzerstörung taumeln. In „Kubla Khan“ hallt ein groteskes Machtgebaren, in „Alpha Dog“ parodiert Dury den Alphatier-Mythos, während „The Other Me“ einen schmalen, fast zerbrechlichen Kontrapunkt setzt. Dass sich die Stücke trotz ihrer Vielfalt zusammenfügen, liegt an der Kohärenz der Arrangements: mal düster pumpend, mal verhangen und fast balladesk, immer aber von Dury mit lakonischer Stimme durchschritten. Das Cover, das ihn im Dämmerlicht einer Kanalszenerie zeigt, spiegelt diese Ambivalenz: ein Mann, der seine Jacke lüftet, halb entwaffnet, halb zur Pose erstarrt, mit Blick auf ein verschwommenes urbanes Hinterland.
Diese Szenerie atmet dieselbe Mischung aus Verfall, Ironie und unerwarteter Intimität, die sich durch das Album zieht. „Mocking Jay“ etwa greift romantische Sehnsucht auf, doch stets mit einem ironischen Knick im Ton. „Allbarone“ ist kein makelloses Meisterwerk, zu uneben sind manche Übergänge, zu plakativ die Schimpftiraden in „Return of the Sharp Heads“. Aber es ist ein Album, das etwas wagt: Es schlägt Funken aus der Reibung zwischen Epworth’s aufgeladenen Klangflächen und Dury’scher Nörgelei, zwischen Melancholie und höhnischem Gelächter.
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