ANNA VON HAUSSWOLFF ICONOCLASTS

NOV ● 2025

Zwischen sakralem Lärm und brennender Intimität entfaltet ANNA VON HAUSSWOLFF auf ICONOCLASTS ein fieberhaftes Klanggebilde aus Licht, Verlust und Selbstbefragung das Pop und Abgrund in ein einziges Beben verwandelt.

In „ICONOCLASTS“ stößt Anna von Hausswolff ihr eigenes Erbe ab, um aus den Trümmern eine neue Sprache zu formen. Die Schwedin, die einst als Grenzgängerin zwischen Drone, Doom und Kirchenraum galt, lässt das Sakrale diesmal von Jazz und orchestraler Exzessivität durchleuchten. Schon der eröffnende Instrumentalbrocken „The Beast“ kündigt diese Verschiebung an: das Saxophon von Otis Sandsjö wirkt wie ein Tier, das durch Metallgitter atmet, während der Orgelton schneidend aufblitzt. Von Hausswolff bleibt Architektin der Überwältigung, doch sie kanalisiert sie neu – weniger Beschwörung, mehr Entblößung.

Apple Music – Cookies nötig.

In „Facing Atlas“ ringt sie mit der Sinnlosigkeit eines entgleitenden Daseins: „The world is full of shit and full of evil“, singt sie, eine Zeile, die zugleich Anklage und Selbstvergewisserung bleibt. Hier zeigen sich die Stärken des Albums: melodische Klarheit im Angesicht des Chaos, eine Stimme, die nicht mehr schreit, sondern wie von innen brennt. „The Whole Woman“, ihr Duett mit Iggy Pop, verwandelt das Sakrale in körperliche Schwäche. Sein brüchiges Timbre und ihre leuchtende Falsettlinie begegnen sich wie zwei unterschiedliche Versionen von Verfall – berührend, aber ohne Pathos.

Bandcamp-Player – Cookies nötig.

Am eindringlichsten wirkt „Aging Young Women“ mit Ethel Cain: ein Gebet über das Verblassen weiblicher Zukunft, getragen von Orgel, Stille und kaum greifbarer Nähe. Diese Komposition atmet Zeit, während „Struggle with the Beast“ sie sprengt: fast neun Minuten brodelnder Jazzrock, der in kontrollierte Raserei übergeht. Die Platte bleibt ungleichmäßig – zu lang, zu dicht, manchmal selbstverliebt – doch gerade diese Maßlosigkeit macht sie faszinierend. In „An Ocean of Time“ verschmelzen Orgel und Elektronik zu einer düsteren Trance, bis Maria von Hausswolff’s Stimme im Finale „Unconditional Love“ eine unerwartete Wärme hineinträgt.

Das Cover – ein Schwarzweißporträt mit verstörend weißen Augen und Splittern im Lächeln – rahmt dieses Werk präzise. Unschuld und Entstellung, Licht und Fäulnis, Schönheit im Zustand der Bedrohung. „ICONOCLASTS“ will keine Erlösung, sondern das Durchleben der Dunkelheit, um ihr Form zu geben. Eine Erschütterung, kein Trost.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.

Schwarzweißporträt einer jungen Frau mit weißen Augen und zersplittertem Lächeln, Albumcover von Anna von Hausswolffs „Iconoclasts“.

Anna von Hausswolff – ICONOCLASTS

Jetzt bei JPC kaufen Jetzt bei Amazon kaufen


90
verfremdet
NEU
2025
ICONOCLASTS
UH-0013-TS

GLEICHAUF

verfremdet
2020
Find The Sun
UH-0009-TS
konzeptuell
2019
WHEN WE ALL FALL ASLEEP, WHERE DO WE GO?
UH-0010-TZ
verfremdet
2021
LUNO
UH-0011-SI
zeichnung
2020
May Our Chambers Be Full
UH-0012-TS
fragmentiert
2020
Fading
UH-0014-NG
surreal
2011
The King of Limbs
UH-0015-MO
symbolisch
2020
All Thoughts Fly
UH-0016-TS
innenraum
2019
Shades
UH-0017-TS