ANNA TIVEL Before Machines

JUN ● 2014

Zerbrechliche Bilder und poetische Klangräume: Wie BEFORE MACHINES von ANNA TIVEL das Folk-Genre mit feiner Beobachtung, subtiler Instrumentierung und einer bildstarken Stimme neu verhandelt.

In den vergangenen Jahren hat sich Anna Tivel leise, fast unmerklich, in die erste Reihe der neuen Folk-Stimmen geschoben. Nach ihrem Debüt „Brimstone Lullaby“ zeigt sie mit „Before Machines“, dass ihr Talent nicht in ephemeren Momenten verhaftet bleibt, sondern in sorgfältig gestalteten Klangbildern aufblüht. Die Songs wirken wie kleine Beobachtungen aus einer Welt, die gleichzeitig nah und entrückt erscheint: alltägliche Gesten, verpackt in poetische Metaphern, getragen von einer Stimme, die fragil und entschieden zugleich wirkt. Schon im eröffnenden „Five Dollar Bill“ singt sie: „I am a rocking chair on the porch outside, I am a stone skipping across the night“ – eine Selbstbeschreibung, die programmatisch für das Album steht. 

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Diese Fähigkeit, Identität über flüchtige Bilder zu fassen, verleiht den Stücken ihre eigentliche Tiefe. Das Cover von „Before Machines“, ein großformatiges Gemälde einer Taube vor grünem Hintergrund, verweist auf genau diese Spannung zwischen Alltäglichkeit und Symbol. Der Vogel ist kein klassisches Friedenssymbol, eher eine Beobachtung am Rand, leicht befleckt, mit groben Pinselstrichen in Szene gesetzt. Er steht für die Welt, die Tivel beschreibt: unspektakulär und doch voller Geschichten, wenn man nur genau hinsieht. So wie in „For Earl the Painter“, das mit reduziertem Arrangement eine kleine Biografie in Töne fasst, oder in „Map of the Stars“, das wie ein Sternbild aus spärlichen Instrumenten und später einsetzenden Drums leuchtet.

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Tivel’s Begleiter – von Taylor Kingman’s elektrischer Gitarre über Sam Howards Bass bis zu Jeffrey Martin’s harmonisierenden Vocals – halten sich meist zurück, doch gerade in dieser Zurückhaltung liegt die Kraft. Der Sound wirkt nie überladen, sondern lässt Raum für die Poesie, die in Songs wie „Grace and Gasoline“ oder dem Titelstück „Before Machines“ so deutlich wird. Die Musik bleibt langsam, beinahe träumerisch, doch nie spannungslos. Statt Explosionen gibt es wellenartige Bewegungen, die kleine Verschiebungen groß erscheinen lassen. Das macht das Album anspruchsvoll, manchmal auch fordernd, aber gerade deshalb so wertvoll. Anna Tivel gelingt es, Folk nicht als nostalgische Rückblende, sondern als lebendige Sprache der Gegenwart zu inszenieren.

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Gemaltes Albumcover von Before Machines mit einer stilisierten Taube auf grünem Hintergrund und weißem Schriftzug.


Gesamt 83
illustration
2014
Before Machines
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