V V Brown – Travelling Like The Light

RockSoul, VÖ: Juli 2009
Das Debütalbum von V V BROWN beginnt mit einem Trommelwirbel, gefolgt von einem in der Tür gefangenen Schrei, der einem eine Vorstellung davon gibt, worauf man sich einlässt: Theatralik und Extravaganz, die Mika introvertiert wirken lassen.

Es ist die umwerfende Frauen-Power, der antriebsstarke Soul-Pop mit seinem pochenden Herz und den durchströmenden Rhythmen. Es ist der zuverlässige Retter in auswegslosen Momenten, die einzig brauchbare Injektion in einer überfüllten Poplandschaft und der schimmernde Glanz der emotionalen und gesunden Dosis Elektro im 50er Jahre Stil. Ja all diese wunderbaren Eigenschaften verbindet das Debütalbum ‚ Travelling Like The Light ‚ von Vanessa Brown, oder besser bekannt unter Ihrem Künstlernamen V V Brown. Sie lebt in London, ist Sängerin, Songwriterin, Produzentin und wurde Anfang des Jahres von der Los Angeles Times und der englischen Independent auf der Liste der interessantesten Newcomer des Jahres 2009 geführt.

Natürlich folgt nun von einigen, die Ihre erste Single ‚ Crying Blood ‚ noch im Gedächtnis haben, das überschnelle Aufstöhnen. Denn auch La Roux und Little Boots verwenden augenscheinlich diesen Sound, setzen ebenfalls auf dieses Genre und hatten schlussendlich einfach das Glück der besseren Vermarktungsstrategie, oder lag der Grund vielleicht auf ganz anderer Seite? VV Brown ist jedenfalls nicht eine dieser hochgeschraubten Electro-Pop-Künstlerinnen, die derzeit einfach jeder cool finden muss, weil er sonst in der Pause verhauen wird. Nein Sie dreht Ihre eigenen Runden auf dem Musikmarkt, schreibt und spielt alle Instrumente auf Ihrer Platte selbst und hatte vollste Kontrolle über Ihre Songs. So muss es doch schlussendlich sein, oder nicht?

Leider plumpste Sie von dem großen Stapel dieser Veröffentlichung sprichtwörtlich hinunter und landete unter dem Tisch der rudimentären Aufmerksamkeit. Ähnliches mussten auch die Noisettes mit der ersten Platte durchleben und der Kehrtwende mit dem Zweitwerk. Dringliche Beharlichkeit zahlt sich eben manchmal doch aus und vielleicht schafft VV Brown ähnliches mit dem nächsten Album. Aber bis dahin wird noch viel Zeit vergehen und wichtig ist im Augenblick sowieso nur das Debüt mit den zwölf phantastischen Songs, die einem die Arme noch oben reißen lässt. Einer fast unüberschaubaren Auswahl an Genre überschneidenden Verwandlungen und einer überschwänglichen Rockabilly Blues Mischung, die dafür sorgen das Vanessa Brown klingt wie keine andere. Nicht zu vergessen sei an dieser Stille die komplizierte 1940er Flat-Top-Frisur, die fast so auffällig wie Ihr Sound selbst ist.

Das Album zeigt bereits im Opener ‚ Quick Fix ‚ die Vorliebe für optimistische Melodien mit voller Verzweiflung getragener Texte. Es lassen sich auch später noch ein paar dieser Art auf ‚ Travelling Like The Light ‚ finden. Es ist nicht nur die Geschichte der VV Brown, sondern im speziellen die Geschichte einer besonderen Beziehung zu einem bestimmten Arschloch: „He broke my heart just before I began writing the album…He was such an arsehole“, heißt es dazu knapp von der gebürtigen Britin aus Northampton. Umso sympathischer, das Ihre Melodien eine total entgegensetzte Richtung vorgeben, flott in ‚ L.O.V.E ‚ auf dem Tanzparkett die Beine schwingen und die ehrwürdige Popkultur neu entflammen lassen. Doch auch der Blues und der weiche Jazz sind ständige Begleiter und ist damit wie so vieles in Ihrem Debüt, ein Rückblick in die Vergangenheit. Sie fesselt den Hörer im völligen Bann und stellt damit den unwiderruflichen Beweis: Wenn VV Brown die Vergangenheit kopfüber in die Gegenwart taucht, dann wirkt die elektrisierende Spannung auf allen Ebenen der Menschheit verbindend wie nie zuvor.

7.2