The Heavy – The House That Dirt Built

Indie RockRock, VÖ: Oktober 2009
Mit zehn Titeln, von denen einige etwas mehr als ein paar Minuten dauern, ist THE HOUSE THAT DIRT BUILT von THE HEAVY kurz, aber diese Kürze trägt zum Vintage-Feeling bei und stellt sicher, dass jeder Song geschätzt wird.

„Jungle, Jungle, Jungle!“ rufen uns die vier Indianer von The Heavy aus allen Seiten zu, wir können Sie nicht sehen, jedoch hören wir das unheilvolle und angsteinflößende Kriegsschrei, es folgt die plötzliche Kehrtwende und eine panischer Flucht in völliger Orientierungslosigkeit. „Don’t Go In The House“ schallt es aus den tiefen Wäldern hinter uns noch lange nach. Will man sich The Heavy stellen, erfordert dies eine nicht geringe Menge an Mut und Selbstüberschätzung. Schließlich weiß noch jeder zu gut, was mit denen passierte, die vor zwei Jahren dem stolzierender Totenkopfmann zu Nahe kamen. Nie hat man je einen finden können. Düster ist der Hintergrund von The Heavy, die Anhänger stammen aus den verschiedensten Genres, die Musik als Basis der Völkerverständigung. Unkontrolliertes Ausflippen und der einzigartige Mix von Funk über Rock bis hin zu Soul und dreckigen Garage Rock hat der Band einen Kultstatus als „The Dirtiest Band In The World“ eingebracht.

Und dieser wird im ersten Track ‚ Oh No! Not You Again ‚ gleich bestens bedient. Matschige Sumpflandschaften, Spaghetti-Western Atmosphäre und die rauen Sixtees scheppern alle gleichzeitig in dieser kleinen Hütte und lassen den Putz von der löchrigen Fassade bröckeln. Voodoo Soul, Urban Blues und Westcoast Rock zählen bei der britischen Funk-Rock Combo The Heavy zu Ihren Einflüssen. Auf den ersten Blick eine schwer verdauliche Mischung, auf den zweiten eine exzellente Reputation und überhaupt steckt der Rhythmus in jeder Faser, in jedem Quadrat-Millimeter dieses Hauses. Wüsste man es nicht besser, man könnte schwören, die Wände würden im Takt ausgelassen die Hüften schwingen. Doch vergessen wir erst einmal die echten oder vorgespielten Sinneswahrnehmungen und versinken gedanklich in den musikalischen Handlungssträngen, die es neu zu erkunden gilt.

Durch die Seele von The Heavy schreiten wir bereits nach dem fünften Track ‚ Short Change Hero ‚ Es erinnert an das finale Endspiel Gut gegen Böse, der Showdown in der alles entscheidenden Schlacht, doch aufmerksame Hörer werden den Ausgang bereits kennen. Es sind Stücke wie ‚ How You Like Me Now ‚ und ‚ Cause For Alarm ‚, die ‚ The House That Dirt Built weiter leben lassen, den ersten Teil entscheiden und den zweiten erfolgreich zum Abschluss führen. Daher ist es unglaublich Schade, das The Heavy sich für das Trendlabel NinjaTune entschieden haben und kein Label mit Mainstream-Look gewählt haben. Denn so werden die vier Engländer aus Noid auch mit der zweiten Platte zu den am best gehühtesten Geheimnissen im Moment gehören. Wer The Heavy entdeckt, darf sich wahrlich glücklich schätzen.

Schnell und plötzlich nutzen wir den Überraschungsmoment während ‚ No Time ‚ und blicken auf die Wände. Doch bleibt alles ruhig, vielleicht war doch unsere Einbildungskraft in diesem Augenblick überlegen. Aber im Grunde darf sich auch nichts bewegen, schließlich steht dieses Haus auf stabilen Fundamenten. Dabei geholfen haben Produzent Jim Abiss (Arctic Monkeys, Kasabian) und ein bisschen die Noisettes. Nach dem zehnten Track ist es schließlich soweit: Gebieterisch schicken uns The Heavy mit der fast obligatorischen Ballade aus dem Haus. Fast schon sentimental ist der Abschied und dennoch hat sich der erneute Besuch auf ganzer Linie gelohnt. „You will not experience another band like this…“. Genau so ist es und damit geht auch die zweite Runde, in der Zerschlagung der Genre-Ghettos im Mainstream, an The Heavy.

7.0