NELLY FURTADO nimmt für LOOSE Unterricht an der Stefani-Schule des Hip-Pop und fügt mit dem unfehlbaren Timberland mehr Klasse und Glanz hinzu. Der Produzent wechselt sogar selbst zu den Tracks, rappt auf Promiscuous Girl und trommelt auf dem spanischen Reggaeton No Hay Igual.
Nach dem kommerziellen Scheitern ihres zweiten Albums „Folklore“ wurde Nelly Furtado für ihr neues Album für alle – bis auf zwei Songs – mit dem rhythmischen Gelehrten Timbaland und seinem Schützling Danja Handz gepaart. Und sie haben mit „Promiscuous“ und „Maneater“ bereits für internationale Hits gesorgt. Die Songs passen gut in Tim’s Oeuvre, aber nicht in Furtado’s, die am besten für „I’m Like a Bird“ und den manischen, von Tim produzierten Remix von Missy Elliott’s „Get Ur Freak On“ bekannt ist. Sie klingen anders als Furtado, nicht weil sie tanzbar oder sexy sind – ihre ersten beiden Alben waren es gelegentlich auch – sondern weil es um Tanzen und Ficken geht.
Es ist schwer zu sagen, wer am meisten für die seltsame Ausführung dieses Albums verantwortlich ist, Timbaland, Interscope Präsident Jimmy Iovine oder Furtado selbst. Aber musikalisch geht es rund. Die beiden Singles kommen früh und sind umgeben von anderen interessanten Songs des Albums, wie dem Madonna-äffenden Wirbel „Glow“, der unter dem Anschwellen einiger Stop-Start-Keyboards auf und ab geht. Nach „Glow“ kommt „Showtime“, eine Midtempo-Ballade, die Aaliyah’s zurückhaltender Anmut stimmlich und emotional so nahe kommt, dass es erschreckend ist.
Verglichen mit dem sensitiven-eine-Welt-Geschwätz in „Folklore“ sind Furtado’s aktuelle Bedenken etwas sinnlicher und werden mit der ganzen Subtilität einer blinkenden Neonreklame vor einem Striplokal in Las Vegas beworben. Sie liefert die unwiderstehlichen Rhythmen von „Maneater“, „Promiscuous“ und „Do It“ mit druckvollem, verspieltem Charisma statt gehauchtem Gurren. In der Vergangenheit war ihre stimmliche Gestaltwandlung ebenso ein Fluch wie ein Segen; hier wird es mit schlauer Zurückhaltung eingesetzt.
Sie rappt auf Portugiesisch über den straffen Reggaeton-Rhythmus von „No Hay Igual“, singt ergreifend in der dezenten Ballade „Say It Right“ und jault „It’s the end of the world as we know it“ wie ein betrunkener Geist über den eigentümlichen Gothic-R&B „Afraid“. In jeder Hinsicht (und besonders wenn man „I’m Like a Bird“ hasste) übertrifft „Loose“ die Erwartungen. Abgesehen von ein paar Flop-Tracks ist Furtado’s dritte Veröffentlichung wirklich großartig.
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