Leftfield – This is What We Do

Electronic, VÖ: Dezember 2022
Es ist schwierig, ständig frisch und spannend zu bleiben, da neue Trends und Technologien immer schneller voranschreiten. Das vierte Album von LEFTFIELD stößt auf dieses Problem.

Das Duo Leftfield schien es nie sehr eilig zu haben. Sie sind schon so lange dabei, dass das einsame Originalmitglied, Neil Barnes, eine Tochter namens Georgia hat, die mittlerweile selbst zwei elektronische Alben veröffentlichte. Jetzt, wo er mit Studioingenieur Adam Wren zusammenarbeitet, anstatt mit seinem ursprünglichen Partner Paul Daley, ist dies erst das vierte Leftfield-Album in fast 28 Jahren. Wir sind weit entfernt von jener Zeit in der zweiten Hälfte der Neunziger, als sie einflussreich genug waren, um an nicht einem, sondern zwei kulturellen Prüfsteinen mitzuwirken: der Guinness-Surfer-Werbung und dem Trainspotting-Soundtrack.

Ausnahmsweise wurden diese Songs jedoch in Eile gemacht. Barnes raste, um die Tracks einen Tag vor seiner Dickdarmoperation nach einer Darmkrebsdiagnose an die Plattenfirma zu liefern. Doch der Terminzwang ist nicht unbedingt das grundlegendste Problem. Das eigentliche unbeabsichtigte Problem, mit dem „alte“ Produzenten wie Leftfield konfrontiert sind, ist, dass elektronische Musik sehr schnell altert. Es ist schwierig, ständig frisch und spannend zu bleiben, da neue Trends und Technologien immer schneller vorbeifliegen. Leftfield’s viertes Album „This Is What We Do“ stößt auf dieses Problem. 

Vom verzerrten Stampfen von „Let’s Have It“ bis zu den zerschnittenen Big-Beat-Gesängen von „Making A Difference“ verzichten diese 11 Tracks auf ästhetische Innovationen zugunsten eines Frankenstein-Monsters aus altmodischen Ideen, die aus der Geschichte von Leftfield geklaut wurden. Doch die 11 Tracks bieten auch jeweils eine Meisterklasse in einigen Aspekten des Dancefloor-Unterfangens, ohne allzu viel Rücksicht auf Gesangssklaven zu nehmen. Ob pulsierender Acid House („Accumulator“), ein faszinierendes Tech-Abenteuer im Underworld-Stil („Heart and Soul“) oder der imposante Detroiter Techno-Futurismus von „The Power of Listening“, Barnes und sein Kumpel Adam Wren beweisen, dass sie in jeder Kunst fließend sind, und geschickt darin, es in ihre eigene individuelle Klangerzählung zu integrieren.

Obwohl die Magie auf „This Is What We Do“ nicht immer präsent ist, gibt es dennoch einen kreativen Drang, der für Barnes‘ anhaltende Relevanz bis in die 2020er Jahre spricht.

6.8