Janelle Monáe – The Electric Lady

R&BSoul, VÖ: September 2013
JANELLE MONÁEs Sexualität wird seit Jahren in Frage gestellt und THE ELECTRIC LADY bleibt in dieser Angelegenheit vage. Aber auch wenn ihre sexuelle Vorliebe auf diesem Album zu kurz kommt, ist es doch reich an Sinnlichkeit.

Als Janelle 2007 ihre erste EP „Metropolis: The Chase“ veröffentlichte, hatte sie damit begonnen, eine Welt zu erschaffen, deren Geschichte sie in Folgealben erzählen würde. Janelle’s zweite Langspielplatte „The Electric Lady“ markiert den 4. und 5. Teil einer siebenteiligen Geschichte, der „The ArchAndroid“ als Teil 2 und 3 vorausgeht. Aber was auf diesem Album im Vergleich zu „The ArchAndroid“ viel offensichtlicher ist, ist, dass Janelle bereit ist, sich an dem Punkt zu treffen, an dem die fiktive Cindi Mayweather endet und sie beginnt. Dies ist nicht nur Cindi’s Geschichte, sondern auch die von Janelle. Es ist verlockend zu sagen, dass jeder, der sich in Monáe’s erfundene Welt wagt, jede Aufklärung braucht, die er bekommen kann. 

Im Großen und Ganzen scheint Merryweather durch eine romantische Verstrickung von ihrem revolutionären Eifer abgelenkt zu werden. Trotz einer Vielzahl von Spoken-Word-Einlagen bleibt es sehr fraglich, was genau in einem bestimmten Moment geschehen soll – oder wofür es, wenn überhaupt, eine Allegorie sein soll. Nichtsdestotrotz könnte es für Monáe’s wachsende lesbische Fangemeinde interessant sein, zu bemerken, dass es offenbar einen eindeutig lesbischen Untertext in der Handlung gibt, von der Stimme in „Our Favourite Fugitive“, die wütend „robot love is queer“ schreit, bis zum Höhepunkt von „Givin Em What They Love“: „She followed me back to the lobby, she was looking at me for some undercover love“. 

Einige der Bilder sind zugegebenermaßen ziemlich schräg – der Besuch von „Dance Apocalyptic“ im „the girls room“, wo sich „kissing friends“ schnell in „exploding in a bathroom stall“ verwandelt, könnte genauso gut vom Ausbruch des Norovirus handeln wie von einem Ausbruch weiblicher Lust – aber es ist nicht allzu abwegig, das Album als Darstellung einer Beziehung zwischen zwei Frauen oder einer Androidin und einer Frau namens Mary zu lesen: „Is it weird to like the way she wears her tights?“ überlegt „Q.U.E.E.N.“, „Am I freak because I love watching Mary?“ Alles in allem ist es eines der außergewöhnlichsten Alben, die seit ihrer letzten Veröffentlichung auf der Welt erschienen sind, und bestätigt, dass Monáe sowohl als Künstlerin als auch als Vorbild wirklich als Electric Lady Nummer Eins gefeiert werden sollte.

8.9