Eveline – Alpha Omega

Electronic, VÖ: Januar 2011

Die Identitäten der vier Protagonisten bleiben weitgehend im Dunkeln“, heißt es im Pressetext und das trieb mich erstmal dazu an, selbst nach Informationen über Eveline zu suchen. Allerdings gab es nach einem langen und erbitterlichen Kampf tatsächlich nur die wenigen Dinge auf Ihrer MySpace mit Angaben zur Heimat Italien in Bologna und der Diskographie der drei Platten. Ernüchternd an dieser Stelle. Das aktuelle Werk hört übrigens auf den Namen ‚ alpha omega ‚ und erscheint über Urtovox. Weiter ging es zur offiziellen Homepage, auf der man zumindest einmal die vier Protagonisten sehen und hören durfte. Zugleich strömte ein neuer hoffnungsvoller Schimmer durch meinen Körper der ausschweifende Ergründungen über die heimischen Grenzen anstrebte. Kurz gesagt, auch dort gab es außer wenigen Details über die Erlebnisse der letzten Jahre nichts was eine Erwähnung rechtfertigen würde. Was will man also machen. Eveline sind, um ein kurzes Fazit zu streuen, eine Band deren Drang auf Öffentlichkeit leicht unterentwickelt ist. Es kann Schüchternheit sein, aber es kann (und das scheint wahrscheinlicher) natürlich auch alles eine wohlwollende Strategie sein, die auf Sicht der letzten Jahre gesehen, unglaublich gut gegriffen hat.

Die neue Platte der Band besticht erstmal durch eine kurze Tracklist von acht Songs und offenbart im Inneren dann sehr plötzlich eine faszinierende Offenheit, deren Effekt ein aufwachendes und fixierendes Interesse ist. Man will mehr hören und am Besten nicht nur einmal. ‚ To Kaluza’s White Quasar ‚ greift als Opener bereits aktiv in das zu Anfang ergründete Bewusstsein von Eveline ein und spielt mit dem formbaren Charakter, dessen Gesetze einer freien Umlaufbahn ausgesetzt scheinen. Hinzu gesellen sich im weiteren Verlauf viele verschiedene Identitäten und verwirrende Richtungswechsel. Einer davon versteckt sich im Stück ‚ She’s From Mars ‚ und bricht die herumlaufenden Rhythmen nach 62 Sekunden auseinander. Es folgt der Neuaufbau. Behutsam erklingen die Tasten des Klaviers, rufen vorsichtig nach Überlebenden und im ersten Moment kaum merklich, bewegt sich dort drüben leise der Bass während die Gitarren, kaum beschadet durch den Sturz, hektisch nach einem Ausgang suchen.

Aber mit dem Ende des Songs stirbt auch die Hoffnung, denn die traurigen letzten Töne sprechen die Sprache des Abschieds, die Erlösung zieht wie ein warmer Schatten über das Haupt und ermöglicht auf diesem Wege zugleich ‚ Last Time At Alpha Centauri ‚ eine blütenhafte Geburt. Es folgen Trommelwirbel im Stück ‚ Terrible n.1 ‚, hackende Gitarren in ‚ Little Comet ‚ und klanglicher Minimalismus durch fremde Welten in ‚ Lunar 8 ‚. Und hier fällt es unvermittelt in meine Gedanken: Will man Eveline in die Augen blicken, bleibt der einzige Weg die Reise über das Album anzutreten. Denn hier im Verborgenen trifft man diese Band, deren Identitäten endlich feste Formen annehmen und uns mit offenen Armen und lächelnden Gesichtern gegenübertreten.

7.5