Deerhunter – Halcyon Digest

Rock, VÖ: März 2010
Obwohl DEERHUNTER oft als „die Band von Bradford Cox“ wahrgenommen wird, ist es ein Zeichen der Stärke und Tiefe, dass das herausragende vierte Album vom Gitarristen Lockett Pundt geschrieben wurde.

In einigen der neuen Songs auf „Halcyon Digest“ sehen wir die Geister von Motown, in anderen die Götter der späten 60er Jahre, alle gefiltert durch Deerhunter’s selbstzementierte Ambient-Punk-Ästhetik. Es ist kein Entweder-Oder-Argument – die beste Arbeit der Band beruht natürlich nicht auf mangelnder Online-Interaktion (nach der Veröffentlichung des letzten Albums zog es die Band in die digitale Zurückgezogenheit), aber es kann nicht ignoriert werden, dass Deerhunter in ihrer Einsamkeit gereift sind. Für einige könnte dies jedoch bedeuten, dass sie ausgebrannt oder eine hohle, vorhersehbare Version einer Band geworden sind, die früher gefährlich und isolierend klang. „Halcyon Digest“ ist zwar Deerhunter’s bisher ruhigste und zugänglichste Aufzeichnung – weit entfernt von „Turn It Up Fagot“ aus dem Jahr 2005 – aber es ist eine natürliche Entwicklung, die mehr als ein dünner Faden der Nachhaltigkeit ist. 

Genauer gesagt handelt es sich um eine Sammlung von Songs, die die relativ neue Faszination der Band für Motown- und Ableton-Zauberei mit ihren bekannten psychedelischen und Shoegaze-Einflüssen verbindet, oftmals mit großartiger Wirkung. „Helicopter“ ist eine funkelnde, schimmernde Anspielung auf die Einsamkeit und das beste Beispiel für diese Vereinigung. Es ist verträumt und sehnsüchtig im Stil früherer Songs wie „Agoraphobia“ oder „Vox Humana“, aber seine Abstammung ist schwerer zu verfolgen, was bestätigt, dass diese Band ihren Sound mehr als je zuvor kontrolliert. Diese Platte markiert einen deutlich anderen Ansatz der Band, schlanker und abgespeckter und in ihren spärlichsten Momenten spiegelt sie die starke Intimität und Mühelosigkeit von Platten wie Neil Young’s „Tonight’s the Night“ oder Chris Bell’s „I Am the Cosmos“ wider. 

Fans der früheren Sachen mögen verständlicherweise etwas von dem alten E-Gitarren-Gewitter vermissen, aber „Halcyon Digests“ erweiterte Instrumentalpalette – Akustikgitarre, elektronische Percussions, Banjo, Akkordzither, Mundharmonika, Vokalharmonien und Saxophon – schafft endlose Tiefen der Komplexität und Nuancen, die wir nur zu gerne mit Kopfhörern erkunden wollen.

8.5