Brandi Carlile – The Story

Folk Rock, VÖ: April 2007
Auf dem zweiten Album von BRANDI CARLILE dürften sich Fans des Midtempo-Country-Rocks von Künstlerinnen wie Lucinda Williams rundum wohl fühlen.

Produzent T-Bone Burnett wurde an Bord geholt, um dabei zu helfen, einige von Carlile’s Exzentrizitäten zu rationalisieren, ohne ihre Musik zu verwässern, eine Aufgabe, die er auf „The Story“ bewundernswert meistert. Ein Teil des Rationalisierungsprozesses besteht darin, die künstlerischen Unterströmungen zu betonen, die sich durch ihr Debüt ziehen – ein Schritt, der ihren Ehrgeiz unterstreicht und ihr dabei hilft, aus dem wurzellosen Äther herauszukommen und sich auf etwas zu begeben, das deutlich zeitgenössischer klingt. Mit anderen Worten: Carlile’s Buckley- und Yorke-Einflüsse kommen hier zum Vorschein – nicht nur in ihrem aufsteigenden, neoopernhaften Gesang, sondern auch in der Art und Weise, wie ihr Text gleichzeitig grüblerischer, dramatischer und offener ist als zuvor auf dem Debüt – was sie modern klingen lässt, wenn auch vielleicht etwas zu sehr ihren Idolen verpflichtet.

„Most Of The Story“ ist mit sanftem, schwingendem Akustik-Folk-Country gefüllt. Ihr Einsatz des akzentuierten Wechsels der Country-Sängerin zwischen hohen und unteren Lagen verleiht Tiefe und Nuancen, und der versteckte Titel „Hiding My Heart“ zeigt, dass sie keine Angst davor hat, ihre Seele wie eine echte Nashville-Bürgerin zu entblößen. „Cannonball“ nutzt besonders effektiv die rollenden Rhythmen und die Barhocker-Philosophie des Trad Country. Durch die mehr als zweijährige Zusammenarbeit mit demselben Team (Tim und Phil Hanseroth) klingen ihre Songs so natürlich wie das Atmen. Was also beunruhigend ist, ist das gelegentliche Abgleiten in etwas, das man nur als U2-Territorium bezeichnen kann. 

Sowohl der Titelsong als auch „My Song“ sind die Art von Stadionrockern mit klingender Gitarre und großem Chor, die zwar gut für die Schlussmomente des Lieblingsfernsehdramas geeignet sind, aber unter ihren eigenen Fähigkeiten liegen. Im Wesentlichen ist aber an „The Story“ überhaupt nichts auszusetzen. Wenn es nicht das Gefühl gäbe, als sei alles schon einmal gemacht worden, wäre „The Story“ ein echtes Highlight in der Folk-Community. Abgesehen davon unterscheidet sich der Sound des Albums nicht wesentlich von dem anderer solider Folk-Künstlerinnen. Es ist durchweg sanft (und deshalb manchmal langsam) und bewegt sich textlich bis auf ein paar Titel auf dem vertrauten „Ich bin eine Frau, die aus vergangenen Beziehungen und Leben viel gesehen hat“-Grundlage. 

„The Story“ ist in vielerlei Hinsicht Carlile’s Autobiografie, aber ein leichter Sonnenstrahl oder eine Portion Humor hätten dieser Platte die nötige Luft zum Atmen gegeben. Dennoch erfüllt diese düstere, aufwühlende Sammlung das Versprechen ihres bemerkenswerten Debüts und ist eine klare Bestätigung dafür, dass Carlile ein einzigartiges Talent ist.

7.9