Basia Bulat – Tall Tall Shadow

AmericanaFolk, VÖ: September 2013
Es sind Lieder, die für jedermann offen sind, ehrlich und voller Gefühl, und sie sind voller stimmlicher und musikalischer Selbstsicherheit. Eine mitreißende, gekonnte Befreiung von einem unbestreitbaren Talent namens BASIA BULAT.

Der Arcade Fire-Einfluss ist sofort in dem nebligen Hall erkennbar, der in vielen Teilen von Basia Bulat’s neuester Veröffentlichung „Tall Tall Shadow“ nachklingt. Mit seiner süffigen, hauchigen Präsenz droht es, uns durch den Abfluss auszusaugen, nur um im letzten Moment durch die sorgfältig platzierte Genauigkeit von Bulat’s Gesang gerettet zu werden. Es ist eine überraschende Stimme, deren Präzision und rauchige Wärme zugleich Gegensätze und doch perfekte Partner sind, und Bulat’s Beherrschung und Mühelosigkeit unterscheiden sie von der Masse der fließenden, folkigen Singer-Songwriterinnen des letzten Jahrzehnts.

Basia Bulat aus Montreal hat sich in zwei Alben einen Namen als renommierte Folksängerin gemacht. Album Nummer drei ist ein Lippenbekenntnis zum Genretitel und öffnet die Tür zu poppigeren Arrangements, etwas mehr Experimentierfreudigkeit und zehn Titeln, die sich unmittelbarer auszahlen, als wir bisher gehört haben. Bulat’s Stimme ist gefühlvoll und prägt jeden der Songs, die geschmackvoll und minimalistisch arrangiert sind und dem Hauptinstrument Raum zum Atmen geben. Der Titeltrack „Tall Tall Shadow“ beginnt mit Bulat am E-Piano und dem Schatten einer Volksmelodie im Lied.

„Promise Not to Think About Love“ folgt mit einem poppigen Fingerklick-Groove und Refrain. „It Can’t Be You“ mischt den Charango mit Bulat’s Stimme mit einer wunderschönen Power-Pop-Melodie, während bei „Wires“ ihre Stimme vom Harmonium verfolgt und von einem Arrangement übernommen wird. „The City with No Rivers“ kombiniert gezupfte Streicher und elektronische Klänge mit einem militärischen Beat und einer angedeuteten epischen Geschichte. „Paris or Amsterdam“ ist ein feinfühliger Triumph für ihre Stimme und die Mischung aus Pop- und Folk-Sensibilität, die sie mit ihrem spärlichen Arrangement und der einnehmend mäandernden Melodie unter Beweis stellt.

„Tall Tall Shadow“ ist ein Album, das man kaum ablehnen kann, weil es eine absolute Freude ist, Bulat beim Singen zuzuhören, und so erschafft man seine eigene Version dessen, wozu sie fähig ist.

7.9