Art Brut – Bang Bang Rock & Roll

Indie Rock, VÖ: Mai 2005
Das Londoner Quintett hat mit ihrem bissigen, ausgelassenen Debüt BANG BANG ROCK & ROLL bereits viele Herzen erorbert, aber ganz ehrlich, viele Leute hielten ART BRUT für ein Strohfeuer, bevor dieses Album im Mai überhaupt herauskam.

Zugegeben, der Begriff Art Brut ist weder von den fünf Herren neu erfunden worden noch gelten Sie als große Kunstexperten. Was die Band aber dennoch mit der Kunst verbindet ist die gemeinsame Bedeutung. Art Brut wird auch Outsider Art genannt und ist eine Bezeichnung für autodidaktische Kunstwerke, die abseits des anerkannten Kunstbetriebes zumeist von Gefangenen, Außenseitern oder gesellschaftlich Unangepassten geschaffen wurde. Übersetzt bedeutet Art Brut soviel wie die rohe, unverfälschte Kunst und das bringt uns direkt zu den Engländern und zu Mikey Breyer, dem Schlagzeuger aus dem bayrischen Allgäu. Jetzt ist er in London und spielt in der derzeit angesagtesten Band. „Ich wollte immer in einer Band sein, aber das war nicht einfach, im Allgäu, wo ich herkomme.“ Deshalb ging es nach London und der Drang in die Metropole hat sich bezahlt gemacht. Zusammen mit den vier anderen Art-Brut´s entstanden zwölf hemmungslos wilde Songs, die genau zur rechten Zeit den Weg auf die Debütplatte „Bang Bang Rock & Roll“ fanden und frech eine willkommene Abwechslung zu den höflichen Umgangsformen der letzten Jahre schaffen.

Es sind Songs die auf Festivals der Aussage „Get loaded in the Park“ wieder eine Bedeutung geben, einen festen Sinn zuweisen und Ziele wie bei den „Top of the Pops“ aufzutreten leichter den je erscheinen lassen. Es ist eine herrlich ausgelassene Platte geworden, die Texte triefen nur so von Addie Argos ungebremster Ironie: „Yes, this is my singing voice/ It’s not irony/ And it’s not rock and roll“ , die Riffs streiten sich um die schönsten Melodien und die beiden Punk-Rock Gitarristen Chris Chinchilla und Ian Catskilkin wissen diese Akkorde gezielt einzusetzen. In einem flotten Kinks-Stil besingt Addie Argos in der ersten Singleauskopplung „Emily Kane“ seine Freundin, die er mal vor zehn Jahren hatte und klingt dabei geradezu wehmütig. „We didn’t understand how to do much more than just hold hands/ Every girl that I’ve seen since/ Looks just like you when I squint.“

Es ist die kompakte Dichte des Albums, die einen ebenso erstaunen lässt wie die Eingängigkeit mit einfachsten Melodien. „Good Weekend“ klingt wie eine Mischung aus den Buzzcocks und 60er Vintage-Soul während Argos schamlos singt „I’ve seen her naked… twice!“ „My Little Brother“ fährt dagegen eine härter Richtung auf und klingt zuweilen nach The Clash. „All we ever want is our parents to worry about us.“ Zitieren könnte man die gesamte Platte über, jeden Song und jeden Satz, „I can’t stand the sound of the Velvet Underground“, aber man sollte bei diesen ganzen faszinierenden Texten nicht die Arbeit der anderen Vier vergessen. Nur zusammen funktioniert diese witzige Performance und beweist das große Potenzial, die es zu einer der besten Platten 2005 werden lässt.

9.6