Willow – lately I feel EVERYTHING

Indie RockPop, VÖ: Juli 2021
Wie viele ihrer Zeitgenossen scheut sich auch WILLOW auf Ihrem neuen Album nicht davor, die Dinge innerhalb des Genres zu vermischen – und zwar neben Größen wie der kanadischen Songwriterin Ayla Tesler-Mabe und dem amerikanischen Rapper Tierra Whack.

Das eröffnende Stück „t r a n s p a r e n t s o u l“ stellt schon früh Willow’s Position dar und zeichnet sich durch ein entzückendes Indie-Punk-Grollen sowie eine Fülle von Attitüden aus, die sich durch das gesamte Album ziehen. Geboren aus dem Wunsch, eine Platte zu machen, die es ihr ermöglicht, „have fun, be young and not be so existential and worrying all the time“, umarmt Willow ihre anhaltende Liebe zu My Chemical Romance, Paramore und Avril Lavigne und kanalisiert durch sie Ihre leidenschaftliche Energie. Dies ist keine mehrdeutige, introspektive Sammlung von Songs, die nach intensiver Analyse schreien. Es ist vielmehr ein gesunder Adrenalinstoß, der Entfremdung und existenzielle Angst verschwinden lässt – wie es alle hochwertigen Pop-Punk-Alben tun sollten.

Es hilft, dass Willow bei dieser Platte mit zwei der größten Stars der Szene zusammengearbeitet hat, um dies zu erreichen. Dabei ist Blink 182 Schlagzeuger Travis Barker am schwersten zu hören: auf dem einleitenden Emo-Banger „t r a n s p a r e n t s o u l“, dem kurzen, aber explosiven „Gaslight“ und „G R O W“ – zusammen mit Avril Lavigne. Besonders „G R O W“ fühlt sich an wie ein 360° Moment für Pop-Punk, bei dem drei Generationen des Genres aufeinanderprallen, um eine fröhliche neue Hymne für die Ausgestoßenen zu kreieren. Willow’s exzentrischer Gesang und Ihre grenzwertige, cartoonartige Aussprache passen zur Theatralik des Emo- und Pop-Punk-Genres.

„Lipstick“, die zweite Single, ist ein rauchiger und animalischer Metal-Track, der Willow’s aufsteigende Gesänge in den Mittelpunkt stellt. Eine längere Laufzeit hätte dem Album zugute kommen können. Die meisten Tracks sind kriminell kurz, was zum Punk-Ethos passt, aber oft enden die Songs gerade, wenn sie ihren Höhepunkt erreichen oder eine interessante Wendung nehmen. Dies gilt insbesondere für den Abschluss „¡BREAKOUT!“ mit Cherry Glazerr, der uns mit einem Krawall-Grrrl-Punch packt, aber sein volles episches Potenzial leider durch die lächerlich kurzen zwei Minuten umgeht. Und so bleibt das Album mit 26 Minuten Länge kein tiefgreifendes oder gar nachhallendes Erlebnis. 

Tatsächlich fühlt es sich manchmal etwas zu schnell an, da die meisten Tracks eine Länge von etwa drei Minuten haben. Insgesamt ist jedoch kaum etwas erzwungen und alles fühlt sich gut präsentiert und teuflisch melodisch an.

8.1