Tiny Ruins – Brightly Painted One

Indie PopIndie Rock, VÖ: April 2014
Obwohl das alles sicherlich schon einmal gemacht wurde, schafft es TINY RUINS wie die besten Künstlerinnen, die bisher unerforschten Räume innerhalb eines ausgetretenen Genres zu finden, eine logische Erweiterung ihrer musikalischen Linie zu schaffen und mit wohlverdientem Selbstvertrauen nach vorne zu blicken.

Diese aus der Welt gefallenen Songs, diese herrlich herumschwebende Individualität und diese göttlichen Gefühle, die als verblassende Erinnerungen in den nächtlichen Himmel steigen. Man selbst sitzt währenddessen in einer winterlichen Nacht, zusammengekauert in der Nähe eines offenen Feuers, und es sei uns dabei ganz egal, ob das alles real oder doch nur eine liebgewonnene Einbildung ist. Man könnte natürlich auch an einem sommerlichen Nachmittag auf dem Bett oder im Gras auf einer ruhigen Wiese liegen, zwischen den Lieblingskissen oder dem Gezwitscher der Vögel, die Sonne durchfährt dabei zärtlich das warme Haar und entfacht in unserem Inneren ein heißes Glühen. ‚ Brightly Painted One ‚ ist das zweite Album von Tiny Ruins und darin führt uns die Neuseeländerin Hollie Fullbrook durch so manch verschwörerische Geschichten.

Immer mit dabei: Ihr hauchender und dennoch kraftvoller Gesang, der ziemlich stark an Sharon Van Etten erinnert – auch wenn der von Fullbrook leiser ist, weniger dramatischer als wir es von Van Etten kennen. Es tut dem Klang der Platte aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Wir hören akustischen Folk-Pop, der mit selten gesehener Finesse vorgetragen wird und dabei stets mit einem emotionalen Auge für die zahlreichen Details den Hörer hautnah teilhaben lässt. “When the going gets tough, where you going, reasonable man?”, frägt sie in ‚ Reasonable Man ‚ und Fullbrook erkennt die Notwendigkeit zum Ausgleich gegen Routine und den äußeren Einflüssen im ohnmächtigen ‚ She’ll Be Coming ‘Round ‚ wenn sie erklärt: „that old free will might be a myth/but I’m going to try and get me some“. Es ist einfach bis zum Schluss faszinierend zu beobachten, mit welch vernarrten Metaphern, poetischen Bildern und Texten die Sängerin arbeitet und uns mit einfachsten klanglichen Mitteln bis zum Schluss verzaubert.

‚ Brightly Painted One ‚ vereint Wiegenlieder mit komplexen musikalischen Arrangements, minimalistischen Tönen und flüsternden Gesängen. Ein empfehlenswertes Hörvergnügen für den notwendigen Ausgleich zum hektischen Alltag.

8.0