Talisco – My Home

Pop, VÖ: Oktober 2012

Den richtigen Zeitpunkt für eine Veröffentlichung zu finden ist manchmal gar nicht so einfach. Ich halte beispielsweise den September für einen schlechten Zeitpunkt. Nicht unbedingt wegen der Jahreszeit, aber die Labels brennen darauf nach dem Sommer Ihre hochkarätigen Releases auf den Markt zu werfen, wieder ein bisschen Geld einzunehmen und weil wiederum (fast) jedes Label diese Gewohnheit pflegt, steigen dementsprechend die Erwartungen bei den Hörern alle zwölf Monate wieder in unerschwingliche Sphären. Da ist es doch schön und stressfrei, dass uns Talisco aus Bordeaux jetzt mit seiner Debüt EP ‚ My Home ‚ zeigt, wie man die Gunst der Stunde bestens zum eigenen Vorteil ausnutzen kann. (Fast) ungeteilte Aufmerksamkeit. Und so präsentiert uns der Mann aus Frankreich nicht nur einen Überhit, sondern gleich noch einen zweiten dazu. ‚ Your Wish ‚ als eröffnendes Stück ist einer dieser Überhits und es dauert keine fünf Sekunden, da haben einem die wärmenden Melodien, die akustische Gitarre und die stampfenden Beats gepackt.

Die EP ist eine Art musikalischer Roadtrip durch die Weiten des amerikanischen Westens. „Wenn ich ein Set für meine Musik wählen müsste, wären da Sand und Kakteen, eine wilde Reise durch trockene Landschaften.“ Seine Stimme wandelt irgendwo zwischen den zerbrechlichen Soulgesängen von Nick Drake und dem gefühlvollen Jeff Buckley. Der zweite Überhit folgt dann direkt im Anschluss: wieder die akustische Gitarre in der Hand, erzeugt Talisco einzig mit der besagten Stimme – dieses Mal rau und mit leichtem Akzent – eine derart faszinierende Intensität. Man möchte ohne jeglichen Zweifel von Einzigartigkeit sprechen. Selbst die ansonsten einfachen Handclaps steigen hier in magische Höhen auf und gleichen einer Neuerfindung. In ‚ Mustang Blood ‚ wird die Stimme plötzlich ganz tief, eine Ballade, bevor wir dann mit dem gleichnamigen Titelstück ‚ My Home ‚ das Ende erreicht haben. Talisco orientiert sich in diesen Minuten an Mumford & Sons, jedoch mit deutlich verstärktem Pop-Appeal und einer kraftvolleren Zielstrebigkeit.

Schlussendlich bleibt seine Debüt EP ein kleines Meisterwerk und wenn Talisco seinen eigenen Worten folgen möchte, müssen auch wir uns auf einen neuen schönen Morgen gedulden an dem wir aufwachen und merken, „du gehörst nicht an diesen Ort, es ist Zeit neue Horizonte zu erkunden. Gewöhnlich passiert das alle zwei Jahre…“ Wenn dieser besondere Morgen eines fernen Tages in unserer Welt angekommen ist, wird uns Talisco sein Debütalbum präsentieren…

8.6