MARIE DAVIDSON Working Class Woman

OCT ● 2018

MARIE DAVIDSON’s neues Album hält uns den Spiegel vor. WORKING CLASS WOMAN ist das vierte und selbstreflektierendste Album der in Montreal lebenden Produzentin.

„Workaholic Paranoid Bitch“ ist eine tolle Bezeichnung für Marie Davidson. Wenn dieser Song gegen Ende von „Working Class Woman“ auftaucht, ist sie todmüde. Davidson, die auch eine Hälfte des Darkwave-Duos Essaie Pas ist, hat fast sechs Jahre ihrer Karriere als Solokünstlerin verbracht und ihre Arbeit als Plattform genutzt, um zu kritisieren, was in Clubs und ihrer Umgebung passiert. Sie ist hervorragend darin, Menschen in ihre Schranken zu weisen: Ihr 2016er Album „Adieux au Dancefloor“ hat drogenabhängige Fans und Techno-Szenegänger, die zu cool waren, um sich darum zu scheren, zur Strecke gebracht. Die Platte war eine brutale Enthüllung mit einem Titel, der sich sowohl wie eine Drohung als auch wie ein Insiderwitz anfühlte. Wenn man Davidson’s Musik hört, ist man sich nicht sicher, ob man lachen oder wirklich um sein Leben fürchten soll.

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Auf „Working Class Woman“ stellt sie die harte Arbeit der Tourmusikerin in einen größeren Kontext. Im Intro „Your Biggest Fan“, der ersten einer Reihe von Vignetten, die ihre äußeren Frustrationen sowie ihre persönlichen Dämonen beleuchten, taucht Davidson direkt in ihre Hassliebe zur Dance-Musik-Kultur ein. „It’s weird because I play shows and tour the world but sometimes you have very high or drunk people who come to talk to you when you’re packing up your gear and, [does impression], they’re so high and destroyed and it can be depressing“, sagte sie in einem Interview 2017. Im Intro verzerrt sie ihre Stimme zu einer grotesken Imitation dieser übereifrigen, übermäßig betrunkenen oder ignoranten „Fans“ über einer ominösen, filmvorschauartigen Atmosphäre. 

„Can I help you roll your cables?“ ist zweifellos aus dem echten Leben. Aber die Stimmen werden bösartiger. „What’s wrong with you? I hear she always sleeps alone. Cause she’s fucked.“ Davidson’s innerer Monolog bietet eine geflüsterte Antwort auf die schrillen Anschuldigungen und versucht kleinlaut, sich selbst zu versichern, dass sie „ihren Traum lebt“. Diese Spoken-Word-Sketche leisten einen Großteil der thematischen Schwerstarbeit von „Working Class Woman“. Die Single „Work It“ ist der perfekte Track für jede Workout-Playlist, mit einem eingängigen Jingle, stampfendem Beat und inspirierenden, aber ironischen Texten: „Work, work it. Work it to be a winner“. Völlig absurd, ja, aber wenn dieser mitreißende Track auf die Tanzfläche kommt, werden sich die Gäste definitiv den Arsch aufreißen. Eine Win-win-Situation. 

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„The Psychologist“ und „The Tunnel“ stammen vielleicht aus Textzeilen, die auf der Couch eines Psychiaters vorgetragen wurden, aber wenn man sie in diese raffinierten Tracks einbaut, verwandeln sie sich in eine Gemeinschaftstherapiesitzung. „The Psychologist“ beginnt mit einigen minimalen Textzeilen eines autoritär klingenden männlichen Psychologen, zu denen Davidson dann ihre Gedanken zu einigen saftigen, motorischen Beats äußert. Im Gegensatz dazu ist „The Tunnel“ eine inspirierte Nacherzählung eines Angst auslösenden Albtraums über einen mit Effekten beladenen Track – gruselig, lustig und berauschend zugleich. Es gibt auch eine Annäherung zwischen den Welten der Partituren und der Dancehall-Konstruktionen, wenn sich das Album seinem Ende nähert. 

Ein Song wie „Burn Me“ schlägt eine Brücke zu einer Art Blade Runner-Synth-Sound, während er langsam seine starken Drums aufbaut, bis ein Feuer entsteht, das nicht mehr gelöscht werden kann. Die andere Seite ist „La Chambre Interieure“, wo sie zu einer nachdenklichen Voyeurin wird, die ihr Lied nutzt, um ein Gefühl für den Ort um sich herum zu schaffen. „Working Class Woman“ ist ein unterhaltsamer Streifzug durch die Clubkultur und die Funktionsweise von Davidson’s eigenartigem Verstand. Irgendwie hat sie es geschafft, all die unterschiedlichen Elemente zu einer überraschend gelungenen Mischung aus Tanzmusik, Satire und psychologischen Konzepten zusammenzuführen. Wer hätte gedacht, dass harte Arbeit, Tanzen und Therapie gleichzeitig so viel Spaß machen können?

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Frau in weißem Hemd und schwarzer Hose hockt auf einem schwarzen Koffer vor einer städtischen Skyline.

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