HO99O9 Tomorrow We Escape

SEP ● 2025

Zwischen Hardcore, Industrial und düsteren Hymnen: HO99O9 legen mit TOMORROW WE ESCAPE ihr kompromisslosestes und zugleich fokussiertestes Album vor.

Ho99o9 haben sich in den vergangenen zehn Jahren als anarchisches Duo etabliert, das Hip-Hop, Hardcore-Punk und Industrial mit gnadenloser Schärfe ineinanderbohrt. „Tomorrow We Escape“, ihr drittes Album, knüpft an die schonungslosen Exzesse der Vorgänger an, doch hier wirkt die Dramaturgie reifer, die Produktion massiver, die Wut kontrollierter. Schon der Auftakt mit „I Miss Home“ markiert einen Bruch: Spoken-Word-Passagen und soulige Anklänge weiten den Horizont, während die Texte von Selbstermächtigung und Befreiung sprechen – „Knowledge of myself, we just reached another level“ – bevor uns die verzerrten Flächen ins Chaos schleudern.

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Dieses Chaos bleibt jedoch strukturiert. „Escape“ wechselt von einem Industrial-Angriff in eine Punk-Hymne, Yeti Bones schreit sich die Kehle aus dem Leib, TheOGM bohrt seine Zeilen ins Mark: „I can’t feel my face anymore / Leave my heart spilled on the fucking floor“. Im Kontrast dazu steht „Psychic Jumper“, wo falsettartige Vocals auf synthetische Schwebeflächen treffen und das Gefühl von Schuld und Trauma in eine fragile Schwebe kippen lassen. „Incline“ bündelt die Kräfte der Nova Twins, Pink Siifu und Yung Skrrt, Dave Sitek’s Funk-Basis verwandelt sich in einen riotartigen Stampfer, der an The Prodigy erinnert und sich offen auf politische Ikonen wie Huey Newton bezieht.

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Die Gäste prägen die zweite Hälfte maßgeblich. Greg Puciato treibt „Tapeworm“ in ein infernalisches Hardcore-Gewitter, Chelsea Wolfe lässt „Immortal“ in geisterhafte Elegie zerfallen, ihre Stimme schwebt wie eine gespenstische Folie über der brutalen Basis. „LA Riots“ setzt mit kantigen Riffs ein klares Statement gegen Unterdrückung, „Godflesh“ beschließt das Album als Katastrophenszenario mit gnadenloser Energie, ein Finale, das nicht erlöst, sondern niederringt. Das Cover zeigt eine nach innen gekehrte Figur mit Engelsflügeln und Blume in der Hand. Diese Ambivalenz – zwischen Verletzlichkeit und Trotz, Schönheit und Zorn – durchzieht auch die Musik. 

„Tomorrow We Escape“ ist Ho99o9’s bis dato konzentriertester Angriff, doch die Radikalität bleibt, kompromisslos, brennend, exzessiv. Dass Kohärenz und Übergänge mitunter brüchig wirken, schmälert die Kraft nicht, macht aber deutlich: Hier zählt weniger die Ganzheit als der Schlag ins Gesicht.

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Schwarz-weiß-Fotografie einer Person mit Engelsflügeln auf dem Rücken, die nachdenklich sitzt und eine Blume in der Hand hält.


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