Girls – Father, Son, Holy Ghost

Indie RockRock, VÖ: September 2011

Girls entstanden vor zwei Jahren mit einer Hintergrundgeschichte, die wie von der Stange erscheint und doch so verwirrend wirkt: nomadische Kulte, Wohltäter und schwerer Drogenkonsum. Doch selbst die schmutzigen Details konnten das San Francisco Indie-Rock-Duo nicht überschatten – eine Kollision aus Surf-Gitarren, schrillen Rhythmen und trillerten Gesängen im Elvis-Stil. Auf ihrem zweiten Album ‚ Father, Son, Holy Ghost ‚ wurde die Band auf eine fünfköpfige Gruppe erweitert und produzierte hier eine konkretisierende Angelegenheit, vor allem mit Blick auf die Sehnsucht in Ihrem Stück ‚ Vomit ‚, wo der Sänger Christopher Owens ins Mikrophon stöhnt: „I’m looking for love“ und währenddessen entfaltet sich hinter im ein wunderschöner Gospel-Chor. Es gibt zudem sehr lebendige Harmonien im Stück ‚ Saying I Love You ‚ und kreischende Gitarren in ‚ Die ‚. Doch die kernigen Inhalte bleiben romantische Lieder, behaftet mit dem feinen lo-fi Charme und den dunkel gefärbten Herzen.

Im Großen und Ganzen setzten Girls Ihre Bemühen nicht mehr zu sehr in den sonnenverwöhnten Drogenrausch der 60er Jahre, sondern mehr in die bombastischen Ausuferungen der 1970er Jahre, gepaart mit all den Fortschritten der Musikalität und neumodischen Studio-Tricks. Natürlich verzichtet die Band nicht komplett auf Ihre Einflüsse und so überrascht besonders der Opener ‚ Honey Bunny ‚ durch eine ausgelassene Surf-Rock-Abzweigung. Aber zurück geschaut auf die Zeiten des Glam Rocks und den progressiven Klängen der monströsen 70er-Gruppen, die wichtig und deutlich spürbar auf ‚ Father,Son,Holy Ghost ‚ untergebracht wurden. Denn zusammen mit Pink Floyd befindet man sich hier irgendwo zwischen ‚ Dark Side of the Moon ‚ und ‚ The Wall ‚. Und doch gibt es eben auch mit dem bereits angesprochenen Stück ‚ Die ‚ Momente die so weich und sanft sind, wie der Tau auf einer Sonnenblume.

‚ Forgiveness ‚ kreuzt akustischen Rock mit der 70er Prog-Klassik Musik und wirkt dabei wie eine Weiterbildung des Electric Light Orchestra. Und wenn Frontmann Christopher Owens gurrt, „I need a woman who loves me me me me me, yeah,“ stellt sich die Frage, ist er einfach nur unglaublich schüchtern oder doch nur verwundbar? Jugendliche Romantik umhüllt die neuen Songs, exquisit legen sich die Arrangements über die ambitionierten Indie-Melodien und mit diesem Langspieler (und die lange Spielzeit ist bei etwa einer Stunde die treffende Beschreibung), entwirft die Gruppe einen reflektierenden und nachdenklichen Liebesbrief, der nur wenige Worte bedarf um verstanden zu werden.

7.5