Future Islands – As Long As You Are

PopSynth Pop, VÖ: Oktober 2020
FUTURE ISLANDS versuchen ständig, sich selbst zu verbessern und ihren Zuhörern neue Sichtweisen im bekannten Terrain zu bieten. AS LONG AS YOU ARE ist es ein unendlich lohnendes Hörerlebnis.

Nachdem Future Islands mit dem Produzenten John Congleton ein Album gemacht haben, das ihrem eleganten Synth-Pop-Sound zusätzliche Ebenen hinzufügte, übernehmen sie im Jahr 2020 selbst die Zügel und verleihen auf „As Long As You Are“ den Arrangements noch mehr Textur, Drama und fast barocke Akzente. Dabei geht die Band weiter von ihrem typischen Sound aus flinken Basslinien, düsteren Synths, pulsierenden Rhythmen und dem oftmals verzweifelt beschwichtigendem Gesang hin zu etwas Größerem und Epischerem. Öfter als in der Vergangenheit verlangsamen sie das Tempo und verstärken die Atmosphäre, was dazu dient, Hering’s elastischen Gesang und die literarischen Texte noch mehr in den Vordergrund und in die Mitte zu rücken. Er schwelgt in der Gelegenheit. Er klang noch nie so subtil und verletzlich – seine Worte wecken tiefe Gefühle.

Diesmal ist der Tour-Schlagzeuger Michael Lowry als offizielles Bandmitglied an der Reihe und begleitet Herring, den Keyboarder Gerrit Welmers und den Bassisten William Cashion bei 11 neuen Songs, die die Band nicht neu definieren, sondern ihren charakteristischen Sound stärken. Die Musik ist tief empfunden und unendlich raffiniert, ohne anmaßend oder distanziert zu sein. Hering beginnt mit den Klängen von Möwen auf „Glada“ und taucht in wasserlebende Metaphern ein: „Who am I? / Do I deserve the sea again? / The slow lapping waves / Bathing my face in light.“ Die größte Stärke von Future Islands ist, wie sie Hering’s emotionales und poetisches Wehklagen mit synthetischer und dennoch sympathischer Unterstützung vereinen.

Auf „As Long As You Are“ scheinen Future Islands es angenehm zu finden, Stimmungen und Tempi zu verändern. Der sanften Ballade von „Glada“ folgt die treibende Single „For Sure“, während Cashion’s verspielte Basslinien über den gesamten Beat tanzen und gurrende Hintergrundharmonien unterstützen. Das Tempo wird auf dem halsbrecherischen Synth Pop von „Waking“ rasend, während Hering positiv wird: „To be yourself / To see yourself / To see the world is to wake brand new.“ Zu den weiteren Höhepunkten des Albums gehört das sanfte „City’s Face“, eine Ballade, die mit einem raffinierten Touch verfeinert wurde und fast wie ein verlorener Titel aus Roxy Music’s Avalon klingt. Dann gibt es den prahlerischen, luftdichten Funk von „The Painter“ und den gewinnbringenden Abschluss mit „Hit the Coast“, in dem Herring das Ende einer Beziehung akzeptiert und es mit seiner Liebe zur Musik gleichsetzt. 

„Pressing play on this old tape was a bad move,“ singt er. „Reduced to hiss / This record I loved / Some record I’ve missed / Just static – an absence.“  Das Lied endet abrupt mit dem Drücken auf „Stop“ eines klobigen Kassettenrekorders. Es ist ein angemessener Schlussmoment für ein Album, das der Vergangenheit Tribut zollt, emotional nachhallt und klanglich aufregend ist.

8.0