FIDLAR – Too

Indie Rock, VÖ: September 2015

Was bedeutet Fidlar? Es ist ein Akronym für “Fuck It Dog, Life’s A Risk,” und der darin liegende Reiz ist selbsterklärend: Es ist ein Schlachtruf für die bis zum Tode gelangweilten Jugendlichen einer südkalifornischen Punk Band. Fidlar sind derzeit so angesagt wie kaum eine andere Band aus diesem Bereich. Die 20-Jährigen wissen es dabei selbst nicht wirklich so genau, ob sie nun von Ihrem Erfolg begeistert oder doch eher gelangweilt sind. Jedenfalls resultierte daraus auf Ihrem Debüt eine ungeheuerliche Spannung, man wusste als Hörer nie wohin der Weg führen wird und war schlicht von den schmierigen Rock ’n‘ Roll-Fantasien begeistert. Nun haben Fidlar Ihre zweite Platte veröffentlicht, nennen diese schlicht »Too« und setzen exakt dort an, wo das selbstbetitelte Debüt aus dem Jahr 2013 endete.

»West Coast« ist ein fröhlicher Schulschwänzer-Song, während im glorreichen und ratternden »Sober« die Zeilen, „I figured out when I got sober/That life just sucks when you get older”, von Sänger Zac Carper ertönen. Das eröffnende Stück »40oz On Repeat« ist dagegen bester Pop-Punk, unbeherrscht eingängig und die bisher radiofreundlichste Single der Band – zugleich ist es im Grunde eine Liebeserklärung an Drogenmissbrauch und befasst sich mit gesellschaftlicher Ablehnung und sozialen Ängsten. “I’m gonna lock myself inside my room/ With this 40 ounce on repeat.” Musikalisch befriedigt »Too« die unberührten Produktionen aus dem Debüt, erweitert diese in Songs wie »Punks« und »Bad Medicine« um feine Punk-Neigungen und treibt auf der anderen Seite die angeborenen Pop-Sensibilitäten der Band weiter voran. Fildar haben auf Ihrem zweiten Album einen guten Übergang geschaffen. Es ist ein mutiger Schritt, sich vom schmutzigen Surf-Punk, der sie einst berühmt machte, langsam aber mit ernsten Absichten zu verabschieden.

7.1