Crocodiles – Endless Flowers

Indie Rock, VÖ: Juni 2012

Es ist eigentlich noch gar nicht so lange her: Im Jahr 2008 gründeten Brandon Welchez (übrigens aktuell mit Dee Dee von den Dum Dum Girls verheiratet) und Charles Rowell in San Diego die Crocodiles. Die einstigen Punk-Bands wurden aufgelöst, um einen ganz eigenen und einzigartigen Lo-Fi-Noise-Pop Sound zu kreieren. Mein erster Kontakt mit der Band entstand ein Jahr später mit Ihrem Hit ‚ Neon Jesus ‚, der nicht nur wegen dem Titel an Jesus & Mary Chain erinnerte. Im letzten Sommer ging es für die Band nach Berlin, um dort das erste Album in kompletter Besetzung (als Quintett) aufzunehmen. Der gleichnamige Einstieg in die Platte gestaltet sich dabei äußerst anschmiegsam. Die Melodien fließen im typischen Stil durch eine unverwechselbare Sonnigkeit, hin zu einem Echo-getränkten und glorreichen Pop-Stück. Die ewigen Vergleiche sind natürlich total ermüdend, aber Echo & The Bunnymen haben die Crocodiles wahrhaft perfekt getroffen.

“I feel like I’m lost in space…”, erklingt es dazu immer und immer wieder. Und wir kennen dieses Gefühl sehr gut. Aber eine andere Frage an dieser Stelle: Wie kann man ein Album eigentlich nicht lieben, in dem ein Song namens ‚ My Surfing Lucifer ‚ vorhanden ist? Bis zu diesem Zeitpunkt wird eines sehr deutlich: ‚ Endless Flowers ‚ besitzt einen ausdrucksstarken und selbstbewussten Charakter voller tosender Geräusche. Man muss in diesen Minuten brüllen um die eigene Stimme noch zu hören, wenn sich die Gitarren aufschneiden, verstörende Texte auf Deutsch durch das Mikrophon hallen und plötzlich düstere schwarze Wolken am Horizont aufziehen. Alles das ist ‚ My Surfing Lucifer ‚, aber dieser Track ist zugleich auch eine treibende Rock-Hymne – so romantisch und verlockend können nur die Crocodiles sein. Ebenfalls sehr gelungen ist die zweite Nummer ‚ Sunday (Psychic Conversation #9) ‚ mit den rotierenden Gitarren, dem zielstrebigen Blick in den Augen und einem kohärenten Sound, der schlicht und ergreifend so jedem langweiligen Leben auf dieser Welt einen neuen Tatendrang einhauchen kann.

‚ No Black Clouds For Dee Dee ‚ ist einfach nur zum dahinschmelzen, während ‚ Bubblegum Trash ‚ mit halluzinatorischen Mitteln vollgestopft wurde. Insgesamt bleibt ‚ Endless Flowers ‚ ein spannendes und erfrischendes Werk (harmonisch geht es bei den Crocodiles sowieso immer zu); dazu gesellen sich sogar experimentelle Ansätze und eine realistischere Erwartung als auf den Vorgängern, wo ausschließlich auf die Liebe gesetzt wurde. Ja das alles ist vorhanden. So wird das eben mit gewissen Selbstverständlichkeit erledigt – wenn die Crocodiles mit durchaus kalifornischer Gelassenheit ein neues Werk veröffentlichen.

6.1