Arctic Monkeys – Humbug

Indie Rock, VÖ: August 2009

„It’ll definitely surprise people“, sagte Anfang dieser Woche Frontmann, Gitarrist und Sänger Alex Turner im BBC Interview über die neue Platte ‚ Humbug ‚ der Arctic Monkeys, und meinte damit im speziellen auch all jene, die das Quartett aus Sheffield seit Ihrem Debüt ‚ Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not ‚ kennen und lieben gelernt haben. Den ersten Eindruck gab es vor sieben Tagen mit der ersten Single ‚ Crying Lightning ‚ und dem Beweis: Die Arctic Monkeys sind immer wieder gut für die großen Schlagzeilen. Eine Änderung sollte folgen und tatsächlich entlädt sich der Track beim ersten Durchlauf in ernüchternden Wiederholungen und der Enttäuschung, die packende Atmosphäre eines ‚ I Bet You Look Good On The Dancefloor ‚ oder dem stürmischen ‚ Brainstorm ‚ weder mühelos zu finden noch in irgendeiner Ecke aufzuspüren. Allerdings wendet sich der Song nach einigen Umdrehungen um die ursprüngliche Achse, Sixties-Psych-Riffs, stampfende Drums und die mitschwingende Melancholie verdrängen die negativen Gedanken und weichen schlussendlich der letzten offenen Frage: Ist es nur eine faule Parodie von Alex Turner über sich selbst, oder die typische nördlich-geartete Pup-Poesie, die sich so mühelos und natürlich anhört, als wäre es eine perfekte Fälschung des Originals?

Ungeachtet solcher Nebensächlichkeiten lassen die vier jungen Männer nichts an Ihren zehn Tracks anbrennen. Als Produzent wurde niemand geringeres als Josh Homme persönlich gewählt und stellt von Anfang an klar: Auf ‚ Humbug ‚ wird es dunkel, unberechenbar, die Besessenheit und die Neigung unterstreichen die energiegeladene Atmosphäre in einer schwülen Landschaft der Gemeinsamkeiten zwischen den Arctic Monkeys und Queens Of The Stone Age Frontmann Josh Homme. Es ist der eigentliche Akt und der Ursprung abstrakter Kompositionen, Empfindungen und die symbolträchtige Ingredienz, mit dem jeder Song seine ganz persönliche Barriere austestet. Der Opener ‚ My Propeller ‚ beginnt in einer unheilvollen Ruhe, bevor Andy Nicholson das Schlagzeug mächtig durch den pochenden Hintergrund schreitet lässt. In lebendiger Phantasie untermalen die Gitarren eine düstere Ansicht dessen, was uns in den nächsten Minuten noch zu erwarten hat. ‚ Dangerous Animals ‚ überzeugt besonders durch die Lyrics „D.A.N.G.ER.OUS! …so let’s make a mess, lionness!“ und erinnern bei der Instrumentalisierung an das Stück ‚ Old Yellow Bricks ‚. Jedoch in einer neuen Version, die schlampiger und abgehackter um die Ecken knallt als Ihr damaliger Vorgänger.

Nervöse Drums treiben den ruhigen und nachdenklichen Song ‚ Secret Door ‚ stetig nach Vorne, sorgen für das nötige Tempo und übergeben an ‚ Potion Approaching ‚. Hier beginnt der eigentliche Kampf zwischen Hörer und den Gitarren von Alex Turner und Jamie Cook. Die verschlungenen Pfade führen durch verdichtetes und knorriges Gestrüpp. Es ist die wahre Natur, sie konstituiert durchdringlich neue Sequenzen, lächelt schelmisch über das unbeholfene Stolpern, während Sie einem dabei unaufhörlich neue Prügel zwischen die Füße wirft. Zu entfliehen fällt schwer, die Handlungsstränge weichen jeglicher Analogie und trotzdem: Die unerwartete Rettung folgt in Form der beiden Stücke ‚ Fire And The Thud ‚ und ‚ Dance Little Liar ‚, die wohlbesonnen in die untergehende Abendsonne schreiten. Doch so einfach entlassen uns die Arctic Monkeys natürlich nicht aus der Vorstellung und so folgt mit ‚ Pretty Visitors ‚ das kaleidoskopische Gefühl in Ihrer einzigartigen Gesamtheit. Melodische Träumereien, donnernde Drums, unermüdliche Gitarren, der Hintergrund zu den beiden Vorgängerwerken und psychedelische Rundum-Wirbel von Josh Homme, der auf ‚ Dangerous Animals ‚ den kurzen Öffnungspart übernehmen durfte.

Es ist am Ende die heroische Version der Arctic Monkeys mit dem konzentrierten Blick auf die endlosen Weiten der Wüste und der geballten Faust des Triumphes. Das Quartett steht auf dem Zenit Ihrer Karriere, der Mut hat am Ende gesiegt, die jungen Leute werden zu Ihnen aufsehen und lässt damit ‚ Humbug ‚ zu Ihrem bisher stärksten Album werden. Und wer weiß, vielleicht auch das Beste für alle Ewigkeit.

10