Seit sieben Jahren hat die Bluegrass-Community MOLLY TUTTLE für sich. Es ist Zeit, sie mit einer viel größeren Welt zu teilen. Sie ist bereit.
Als gefeierte Bluegrass-Interpretin und Lehrerin, die für ihr Clawhammer-Banjo und ihre Cross-Picking-Gitarrenarbeit bekannt ist, war Molly Tuttle nicht nur die erste Frau, die 2017 die Auszeichnung „Gitarristin des Jahres“ der International Bluegrass Music Association gewann, sondern sie schaffte es auch 2018 erneut. Daher ist ihr Debüt-Soloalbum nicht das, was wir erwartet hätten, vorausgesetzt, wir hätten erwartet, dass es ihre Bluegrass-Wurzeln zur Schau stellt. Stattdessen ist es eine sehr radiotaugliche Sammlung volkstümlicher Americana mit sehr wenigen Anspielungen auf die Banjo-Tradition der Appalachen, die mehr Gedanken an die Indigo Girls hervorruft als an Hazel Dickens, einen ihrer prägenden Einflüsse.
Dies ist keine Kritik, sondern lediglich eine Beobachtung, obwohl es bei denjenigen, die „Rise“ oder ihre EP mit John Mailander aus dem Jahr 2017 gekauft haben, einige Augenbrauen hochziehen könnte. Tatsächlich spielt sie auf dem Album keine einzige Banjo-Note. Es gibt Momente, in denen Tuttle uralt klingende modale Appalachen-Tonleitern ihren Ideen anpasst, wie zum Beispiel bei dem langsam brennenden Folk-Rocker „Sit Back and Watch It Roll“ und „Take the Journey“, einer Melodie, die durch ihren innovativen Einsatz zerbrechlicher Banjo-Techniken auf der Gitarre perkussiv vorangetrieben wird.
Während des wehmütigen „Make My Mind Up“ lässt sie sich sowohl mit ihrer Gesangs- als auch ihrer Gitarrenphrasierung Freiheiten und singt über verträumte Schnörkel, die kaskadenartigen, bluesigen Läufen auf sechs Saiten weichen. In „Sleepwalking“, das über ein kursives, atmosphärisches Streicherarrangement verfügt, atmet sie lange, beschwingte Linien über ihrem klaren, rollenden, arpeggierten Gitarrenmuster aus. Molly Tuttle hatte Recht, sich Zeit zu nehmen, bevor sie ihre erste vollständige CD veröffentlichte. Produktion, Spiel und Songwriting verschmelzen zu einem beeindruckenden Statement, das zeigt, dass eine bereits entwickelte Künstlerin auf dem Weg zur nächsten Stufe ihrer noch jungen Karriere ist.
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