ANOHNIs Herangehensweise hat sich seit ihrem letzten Album von einer Frau, die die Aufgabe hat, globale Leugnung herauszufordern, zu einer Künstlerin gewandelt, die versucht, andere an der Front zu unterstützen.
Es fällt schwer, ANOHNI’s sechstes Studioalbum – ihr erstes seit „Hopelessness“ vor sieben Jahren – als etwas anderes als einen unerwarteten Aufbruch zu bezeichnen. Welchen weiteren Weg man sich auch als nächstes für ihre bewundernswerte Wanderkarriere vorgestellt hat, es ist unwahrscheinlich, dass man sich eine Zusammenarbeit mit Jimmy Hogarth, Produzent und Songwriter für Größen wie James Blunt, vorgestellt hat. Ihr neuestes Werk, „My Back Was A Bridge For You To Cross“, ist eine aufschlussreiche Angelegenheit; ein Album mit DNA, die in Sinnlichkeit, Schicksal, Heilung und Helden kodiert ist und durch Vignetten aus Jazz, Motown, Funk und Post-Disco erzählt wird.
„It Must Change“ ist ein eindringliches Eröffnungsstatement, bei dem ANOHNI die Messlatte von der ersten Note an atemberaubend hoch legt. Das Arrangement ist im tiefsten Sinne gefühlvoll, schlicht und doch kunstvoll, und die Musiker um sie herum erklingen dem Fanfarenruf. „Go Ahead“ umhüllt uns mit seiner Schönheit, während „Sliver Of Ice“ uns bis ins Mark erschüttert. Die spannende Erzählung der Platte fesselt einem, wobei „Can’t“ und „Scapegoat“ erstaunlich offene Einblicke in ihr Leben bieten. ANOHNI’s Stimme war schon immer etwas Herrliches, mit der schiefen, stolpernden Schönheit eines neugeborenen Fohlens oder eines Schmetterlings, der sich langsam aus dem Kokon entfaltet.
Aber „My Back Was A Bridge For You To Cross“ ist voller Fülle mit schönen ergänzenden Arrangements, wie den winzigen Flötenphrasen in „Can’t“. Der Track lehnt sich an den wohlerzogenen urbanen Soul der 90er an und man könnte eine Linie zu Erykah Badu, D’Angelo und sogar McAlmont & Butler ziehen. Das herausragende Stück ist „Scapegoat“, eine stattliche Ballade, die die psychologischen Auswirkungen des Streits um die Rechte von Transsexuellen beschreibt und wie es sich anfühlt, wenn jeder eine scharfe Meinung über Ihre Existenz zu haben scheint: „A scapegoat is all I can be … I take all of your hate into my flesh and body.“
ANOHNI singt mit so viel Vibrato, dass ihre Stimme einem erstickten Schluchzen ähnelt. Mitten im Lied gibt es einen Moment, der einem Gänsehaut in die Augen treibt, als die Band abrupt innehält, bevor sie von einem gewaltigen, unharmonischen Streicherzug im Stil von „A Day in the Life“ wieder eingeführt werden. „My Back Was A Bridge For You To Cross“ ist eine Platte, die, wie ihre Schöpferin anerkennt, untrennbar sowohl persönlich als auch politisch ist, und voller herzlicher Musik, die auch ihr eigenes Recht auf Gehör in Frage stellt.
Sie demonstriert die einzigartige Fähigkeit der Musik, theatralisch und majestätisch zu wirken – „My Back Was A Bridge For You To Cross“ könnte durchaus ihr Meisterwerk sein.
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