Als ob die kommerziellen Neigungen von „End of the Century“ nicht untypisch und irritierend genug gewesen wären, waren die Ramones gezwungen, ihre Ambitionen noch weiter in diese Richtung zu schieben, indem sie ihr nächstes Album zu einem noch verzweifelteren Versuch machten, erfolgreich zu sein. Eigentlich muss gesagt werden, dass es Joey und Sire Records waren, die diesen Anstoß machten, mit viel Widerstand von Johnny. Schade um die armen Ramones. Wo einst die Anklage der Punk-Brigade angeführt wurde, fressen die vier Bruder jetzt den Staub der Snobs. Ist es kein Wunder, dass die Band nach vier Meisterwerken aus Heavy Metal, Go-Go und dem beinahe auf ganzer Linie gescheiterten „End of the Century“ mit Phil Spector, nun mit dem berühmten Produzenten Graham Gouldman nach Hits fischen würden?
„Pleasant Dreams“ erschien am 20. Juli 1981 und während die Bandmitglieder Steve Lillywhite als Produzent haben wollten, entschied sich Sire für Graham Gouldman, um durch einen bekannten Produzenten an Popularität zu gewinnen. Während des Aufnahmeprozesses kam es zu vielen Konflikten zwischen den Bandmitgliedern, insbesondere zu Streitigkeiten zwischen Joey Ramone und Johnny Ramone, da Johnny eine Beziehung mit Joey’s Freundin anfing. Es gab auch Meinungsverschiedenheiten über die Gesamtausrichtung des Albums, wobei sich Johnny dem Hardrock und Joey der Popmusik zuwandte. Letztendlich enthielt das Album hohe Produktionswerte und unterschiedliche Musikstile, die von traditionellem Punkrock bei Songs wie „We Want the Airwaves“, „She’s a Sensation“ und „Come On Now“ stark abwichen.
Trotz der Bemühungen von Sire, die Attraktivität der Band durch die Anwerbung von Gouldman zu steigern, war das Album kommerziell nicht erfolgreich. Musikalisch haben sich die Ramones zu einem etwas poppigeren Unterfangen entwickelt, schafften es aber auch weiterhin, die punkige Haltung und Energie beizubehalten, die sie anfangs so einzigartig und aufregend machten. Es bestand jedoch keineswegs die Gefahr, dass die Band ihre Ideale aufs Spiel setzte und sich in einen konventionelle Band verwandelte. Mit dem Ziel, die perfekte Balance zwischen Rebellion und Zugänglichkeit zu finden, haben die Ramones mit „Pleasant Dreams“ wagemutige Melodien mit einem klaren und zeitgemäßen Sound verbunden.
Angetrieben von schwirrenden Gitarren, abgehackten Akkorden, schrillen Rhythmen und schlanken, aber gemeinen Arrangements sind „You Sound Like You’re Sick“, „The KKK Took My Baby Away“, „You Didn’t Mean Anything to Me“ und „This Business is Killing Me “ klassische Ramones. Diese eingängigen Nummern sind voller harter Rhythmen, lang anhaltender Harmonien und strahlen Angst, Frustration und Sarkasmus mit roher Ehrlichkeit aus. Hat man beim letzten Album noch auf Phil Spector geschimpft, so hätte dieser wohl niemals das hüpfende „It’s Not My Place“ zugelassen. Man kann Johnny’s finsteren Blick sichtlich spüren, als er gezwungen ist, zu einem Lied mitzuspielen, das er eindeutig mit jeder Faser seines Seins ablehnt. Die Reaktionen nach der Veröffentlichung des Albums waren in der Tat sehr gemischt, aber am Ende war „Pleasant Dreams“ das letzte wirklich großartige Album der Band.
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