The War On Drugs – Lost In The Dream

Indie RockRock, VÖ: März 2014

Verloren im Traum. Lost In The Dream. Ein wahrlich passender Titel für das neue Studioalbum der War On Drugs. Die schönste Blüte ist im Schlaf die dunkle Nacht. Und überhaupt versetzen einen die Herrschaften aus Philadelphia, Pennsylvania, ohne große Nachfragen in die dunkle Nacht hinaus. Es ist kühl und dunkel, nur der schmale Halbmond steht dort oben am Himmel und spendet ein hoffnungsvoll wirkendes Licht. Die Schatten der Bäume werfen beruhigende Umrisse auf die hügeligen Landschaften, während schwirrende Wolken in Form fabelhafter Lebewesen am Himmel vorüberziehen und man irgendwann eigentlich gar nicht mehr weiß, wie viele Stunden man da eigentlich im Gras gesessen ist. Plötzlich ist die zweite Platte der War On Drugs zu Ende, die strahlende Pracht verblasst langsam, das Naturereignis ist vorbei. ‚ Under The Pressure ‚ als eröffnendes Stück nimmt uns an die noch warmen Hände und zeigt sogleich die beeindruckende Weitläufigkeit über acht Minuten. Danach gesellen sich betörende Klänge aus den Gitarren hinzu und die unverwechselbar raue und zugleich zarte Stimme von Adam Granduciel. Träumerisch schön.

Geschrieben und aufgenommen wurde das neue Album über mehr als zwei Jahre in Philadelphia, North Carolina, New York und New Jersey, wobei Granduciel noch eine geraume Zeit mit seinem Album ‚ Slave Ambient ‚ aus dem Jahr 2011 auf Tournee war. So zeigt sich auf ‚ Lost In The Dream ‚ nun ein Musiker der eine großartige Entwicklung als Songwriter, Performer und Produzent durchgemacht hat und dabei als Künstler gewachsen ist. Das neue Album ist ein Hörgenuss in den man sich hemmungslos vertiefen kann und der seinen Höhepunkt im zweiten Song ‚ Red Eye ‚ als strahlendes Feuerwerk in den nächtlichen Himmel abfackelt. Doch damit ist noch lange nicht Schluss. Denn Adam Granduciel schreibt Songs, die sich über eine sehr lange Zeit erstrecken können, dabei eine große Anbaufläche bieten und diese letztlich mit großartigen Visionen in ein malerisches Gesamtkunstwerk verwandeln. Holzbläser, Synthesizer, akustische Gitarren und Klavier zwischen den dominierenden Trommeln und Granduciel’s Stimme.

‚ Lost In The Dream ‚ bietet jedoch keine leicht erkennbaren Erzählungen, keine bunten Metaphern, nur die perfekte Kombination aus Gesang, Musik und Ambiente. Diese befassen sich mit den externen Kräften, dem Kleinstadt-Zerfall, der Unterdrückung, dem inneren Konflikt von Granduciel in Bezug auf die Frage nach dem eigenen Platz auf der Welt. Aber auch die Themen über Beziehungen beinhalten abstrakte Ansichten und erscheinen auf uns wie der Blick durch die existentielle Linse. Es schwebt währenddessen eine permante Aufrichtigkeit durch die Strophen und verleiht der Platte letztlich eine bestimmende Resonanz auf einfach alles – was er da eben in seinen zehn Songs zu erzählen hat. Es bleibt am Ende die erwartet spannende Reise in den transzendenten Raum zwischen Traum und Wirklichkeit des Adam Granduciel.

9.0