The Horrors – Primary Colours

ElectronicRock, VÖ: April 2009

Ja die erste Single war mit Sicherheit ein Schock für viele Fans. Die beherrschende Düsterheit musste einem psychedelischen Summen weichen, keine Blues-Rock-Riffs mehr und keine stimmungsgeladenen Farfisa Orgeln. Doch ganz egal wie unterschiedlich die filmische Sensibilität ‚ Sea Within A Sea ‚ in Ihrer voller Wirkung auch zum Debüt der Horrors klingen mag, der Übergang fühlt sich wir ein natürliches Ergebnis an, es ist ein Präzedenzfall wie eine Band mit dem vermeintlich zweiten Album alles richtig machen kann – wenn der Mut und die Gleichgültigkeit gegenüber der Außenwelt hoch genug ist.

Eine verträumte Anfangssequenz mit weichen Beats taucht in eine strahlende Unterwasserlandschaft ab, Synthesizer versetzen uns in angenehme Schwingungen und zaubern eine unglaublich intensive Farbenpracht, der es nach wenigen Minuten nur noch schwer zu widerstehen gilt. Natürlich ist es für viele ein Tritt gegen den Kopf, aber eben eine konsequente Umsetzung der eigenen Vorstellungen. Damit dieser Stilwechsel auch genügend Wirkung zeigt, veröffentlichen The Horrors ‚ Sea Within A Sea ‚ zudem auf neuem Label. XL Recordings und die Produzenten Craig Silvey, Geoff Barrow von Portishead und Chris Cunningham sorgten für einen Neuanfang der besonderen Art und lassen das Debüt ‚ Strange House ‚ zu einem weit entfernten Erinnerungsfetzen verkommen.

Hauptverantwortliche bleiben aber die Horrors: Faris Badwan singt mehr als das er schreit, das Keyboard von Spider Webb funkelt nun mehr anstatt stechend auf den Hörer einzuwirken und die Gitarren wenden und biegen sich in alle Richtungen und verzichten gänzlich auf die frontalen Einschläge des Vorgängers. The Horrors scheinen sich aus Ihrem Cartoon-Gothic-Look unendlich mit Inspirationen zu versorgen und entwickeln damit einen Ehrgeiz, der damit viele andere Garage-Rock Bands mühelos in den Schatten schiebt.

Und der Titel ‚ Primary Colours ‚ hätte passender nicht sein können. Die tragenden Elemente sind einfache Grundstrukturen, in kraftvollen Grundfarben konstruieren Sie ein völlig neues Bild und das Angst und Schrecken nicht immer zwangsweise mit den Horrors zu tun haben muss, dürfte spätestens mit ‚ Three Decadeds ‚ und seinen positiven Textzeilen wie „Forget your regrets/ Don’t lose your purpose, this is your heart!“ auch den letzten Zweiflern einleuchten. ‚ Scarlet Felder ‚ klingt so, als wäre Kevin Schields zu Gast auf einem Interpol Song gewesen, während die sinnlichen Bluesnummern ‚ New Ice Age ‚ und ‚ I Can’t Control Myself ‚ zugleich gewalttätig und hypnotisch Ihre nackten Zähne zeigen.

Es ist ein gelungenes Experiment geworden und eine fantastische zugleich Show. Endlich findet sich wieder eine Gruppe von liebenswerten Musik Fans. Musik Fans die sich weigern etwas nachzuahmen und stattdessen Ihre Liebe zu den Stooges und David Bowie´s musikalischen Ausreißern in Ihren eigenen Songs ausdrücken. Natürlich wäre es töricht zu behaupten, The Horrors würden mit ‚ Primary Colours ‚ einen Meilenstein englischer Musikgeschichte veröffentlichen, aber der Mut etwas zu riskieren ist äußerst bemerkenswert und macht die zweite Platte der Horrors zur ersten faustdicken Überraschung dieses Jahres.

8.2