 
  Zwischen Blut, Macht und Verletzlichkeit: Wie PRINCESS NOKIA auf GIRLS weibliche Wut, Autonomie und Verwundbarkeit zu einem radikal poetischen Manifest formt, das Hip-Hop, Elektronik und Performancekunst zu einer einzigen fiebrigen Selbstbefreiung verschmelzen lässt.
Mit „Girls“ legt Princess Nokia das bisher kompromissloseste Werk ihrer Karriere vor. Die Nuyorican-Rapperin, die seit ihrem Debüt „Metallic Butterfly“ von 2014 durch jedes Genre tanzte, verwandelt persönliche Wunden in politische Energie. Wo frühere Alben zwischen Selbstbehauptung und Experimentierlust pendelten, zeigt sich hier eine neue Geschlossenheit: ein emotionaler Brennpunkt, in dem Wut, Selbstschutz und Sinnlichkeit ineinanderfließen. Schon der Opener „Blue Velvet“ zieht diesen Kreis eng um ihr Selbstbild, ein Stück zwischen Exorzismus und Gebet. „Girlhood is a spectrum, pretty is destruction“, rappt sie mit einer Mischung aus Zorn und Klarheit, während Synths flirren wie Fieberträume. Es ist kein Protestlied im klassischen Sinn, sondern ein performativer Akt, ein Rückerobern des Körpers nach Jahren des Schweigens.
Nokia’s Stimme wirkt auf „Girls“ roher, direkter, gefährlicher als je zuvor. In „Medusa“ verwandelt sie die mythologische Gorgone in ein feministisches Symbol: nicht als Opfer, sondern als Spiegelbild weiblicher Autonomie. Die industrial-artigen Beats, das bedrohlich sirrende Grundrauschen und ihre fast beschwörende Tonlage lassen das Stück wie ein Ritual wirken. Dann „Period Blood“, ein Song, der den Tabubruch zum ästhetischen Prinzip erhebt. Sie spricht über Autismus, Menstruation, Macht – nicht provokativ um der Provokation willen, sondern als radikale Ehrlichkeit. „Ich mag Periodenblut, ich find’s sexy“, sagt sie, und aus dieser Direktheit entsteht eine fast sakrale Körperpolitik. Das Albumcover, auf dem Nokia in weißer Unterwäsche mit Blutfleck auf dem Boden sitzt, greift diese Thematik auf.
Es ist brutal ehrlich und zugleich ruhig, ein Bild zwischen Verletzlichkeit und Triumph. Die rote Farbe ist nicht Schockeffekt, sondern Sinnbild: für weibliche Identität, Selbstverständnis, Schamfreiheit. So verschmelzen visuelle und klangliche Ebenen zu einem Zyklus aus Reinwaschung, Trauma und Wiedergeburt. In „Phoebe Philo“ feiert sie ihre Heldinnen aus Mode und Kunst, während „Drop Dead Gorgeous“ mit glitzerndem Elektro-Pop spielt, ohne die dunkle Ironie zu verlieren. „Girls“ ist kein leichter Ritt. Zwischen Bekenntnis und Selbstinszenierung findet Princess Nokia eine Balance, die unbequem bleibt. Der Sound – von traplastigen Schichten bis zu hymnischen Passagen – bleibt roh und fragmentarisch. Diese Musik will keine Schönheit mehr produzieren, sie will Wahrheit erzwingen.
Die Grenzen zwischen Performance, Beichte und Zitat verschwimmen, so wie ihre eigene Identität nie festgelegt war. Am Ende von „Art Star“ klingt ein Satz nach: „People say, you’ve changed. I say, God, I hope so.“ Dieses „hope so“ steht über dem gesamten Album wie ein Manifest – Rebellion als Heilung, Kunst als Wunde.
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