MILEY CYRUS inszeniert ihren Abgesang auf die Popkultur mit orchestraler Wucht, Disco-Tränen und einem Hauch Apokalypse in einem kunstvoll zersplitterten Popalbum, das gleichzeitig brennt und heilt.
Manche Künstlerinnen schalten einen Gang runter, wenn sie merken, dass sie sich alles leisten könnten. Miley Cyrus, inzwischen 32, tritt stattdessen auf das Gaspedal – mit Absatz. Auf „Something Beautiful“ entwirft sie ihr eigenes Pop-Armageddon, verpackt in Glitzer, Zynismus und orchestraler Pracht. Der eröffnende Track „Prelude“ klingt wie der Soundtrack zu einem dystopischen Ballett aus Rauch und Laserlicht – spoken-word-artig, fast sakral. „Like walking alone through a lucid dream“, sagt sie da – und zündet das Album damit wie eine Wunderkerze im Nebel an.
Der Titelsong explodiert danach wie eine Herzgranate. Was als Soulballade beginnt, endet in Saxofon-Gewitter, verzerrten Gesängen und einer Intensität, die zwischen David Lynch und Broadway taumelt. „Boy, I’m losing my breath, yes / Boy, you’re marking up my necklace“, singt sie – kitschig, gefährlich, sexy. Das dazugehörige Coverbild, das sie in irisierendem Kristallschmuck zeigt, ist keine Pose, sondern Programm: Cyrus erhebt sich darin zur endzeitlichen Diva, zur Hohepriesterin eines Pop, der nicht retten will, sondern offenlegt.
Dass es nicht bei Glamour bleibt, zeigt „More to Lose“ – eine Ballade, in der der Schmerz fast zu artifiziell wirkt, aber genau deshalb hängen bleibt. Cyrus singt über eine Liebe, die nie wirklich gelebt wurde. Ihre Stimme, rau, fast brüchig, erinnert an die Zeit, als „The Climb“ noch ironiefrei Tränen produzieren durfte. „Easy Lover“ bringt dann das Comeback der Tanzfläche – allerdings mit gebrochenem Spiegel und Disco-Glitzer im Haar. Die 70s-Vibes treffen auf Cyrus’ dunklen, fast nicks’schen Tonfall.
Und spätestens bei „Walk of Fame“ wird klar: Hier ist jemand nicht nur mit sich selbst im Reinen, sondern bereit, alles einzureißen – um es schöner wieder aufzubauen. Das ist keine Nostalgie, das ist Selbstmythologie mit Groove. Am Ende steht „Give Me Love“. Kein Happy End, sondern ein poetisches Rausschleichen. „So I’ll say my goodbyes to the earthly delights / while my perfect eden goes down in flames“, singt sie – und das klingt, als würde man einer Göttin beim letzten Tanz zusehen. Schön? Ja. Aber vor allem: wahr.
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