MEGHAN TRAINOR TREAT MYSELF

JAN ● 2020

MEGHAN TRAINOR wagt mit TREAT MYSELF den Spagat zwischen Empowerment-Pop, überladenen Produktionen und brüchiger Selbstinszenierung – ein Album voller Brüche, glitzernder Oberflächen und widersprüchlicher Botschaften, das mehr Fragen aufwirft, als es Antworten gibt.

Meghan Trainor kennt das Spiel mit Erwartungen. Nach dem weltweiten Erfolg von „All About That Bass“ und der glattgebügelten Hausfrauenfantasie von „Dear Future Husband stand sie plötzlich zwischen Chart-Hit und feministischer Kritik. Ihr drittes Studioalbum „TREAT MYSELF“, mehrfach verschoben und im Januar 2020 schließlich veröffentlicht, sollte alles neu machen. Trainor selbst erklärte, sie habe „nicht aufhören können zu schreiben“ und wolle das Album erst herausbringen, wenn ihr wirklich nichts mehr im Kopf herumgehe. Am Ende sind es fünfzehn Songs geworden, die sich wie ein überfülltes Moodboard aus Selbstliebe-Mantras, Body-Positivity-Parolen und charttauglicher Soundproduktion lesen.

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Das Cover zeigt Trainor in Nahaufnahme: blonde Strähnen fallen ins Gesicht, der Blick wirkt gleichzeitig fragil und aufpoliert. Der weiche Blauton ihres Pullovers zieht sich durch die visuelle Anmutung des Albums – doch die Musik konterkariert dieses Bild, setzt nicht auf Zurückhaltung, sondern auf Überfluss. Gleich das eröffnende „Wave“ beginnt mit balladeskem Pathos, um dann in EDM-Bombast zu kippen. In „Nice to Meet Ya“ liefert Nicki Minaj eine routinierte Rap-Passage, während Trainor ihre Stimme flüstert, presst, biegt – immer bemüht, Coolness zu imitieren, die ihr nicht recht stehen will.

Tracks wie „Babygirl“ treiben den Selbstliebe-Anspruch ins Absurde: „Love yourself! Love yourself!“ schreit der Refrain, bis jede Spur von Intimität im Motivations-Gebell zerfällt. „Genetics“, das mit den Pussycat Dolls aufgenommen wurde, macht aus Körperfragen eine Cheerleader-Parole: „How you get that bod? Is it from God?“ Buchstabiert bis zur Erschöpfung. Dazwischen stehen Momente echter Verletzlichkeit, etwa in „Workin’ on It“ mit Lennon Stella und Sasha Sloan oder in der Ballade „Ashes“. Hier blitzt auf, was Trainor als Künstlerin stark machen könnte: eine Stimme, die nicht auf Hochglanz drängt, sondern auf leise Klarheit setzt.

Doch solche Momente sind rar. Zu oft wirkt „TREAT MYSELF“ wie ein Kompromiss zwischen Labelvorgaben und dem Wunsch, relevant im Zeitalter von Hip-Hop-lastigen Charts zu klingen. Statt eigenem Profil bleibt ein Flickenteppich zurück, der an die Marketinglogik von Streaming-Playlists erinnert: etwas für jede Stimmung, aber kein roter Faden. Vielleicht erzählt das Cover, dieses leicht gequälte Lächeln hinter Haarsträhnen, mehr Wahrheit als die Songs selbst – die Künstlerin sucht Halt zwischen Selbstoptimierung und Selbstinszenierung. Die Antwort bleibt sie schuldig.

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Albumcover von Treat Myself zeigt Meghan Trainor in Nahaufnahme mit offenem Haar und blauem Pullover, der Blick direkt in die Kamera.


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