MARINA tanzt auf dem Thron: Wie PRINCESS OF POWER mit Glitzer-Rebellion, Tumblr-Melancholie und Synth-Pop-Fieber die eigene Pop-Krone zurückerobert.
Wenn MARINA Diamandis eine Geschichte erzählt, ist es selten eine lineare. Sie flaniert zwischen Identitäten, Archetypen und Ären – mal mit Diamanten im Namen, mal als feministische Theoretikerin im Ballkleid. Doch mit „PRINCESS OF POWER“ tut sie etwas, das ihr lange nicht mehr so kompromisslos gelang: Sie tanzt sich frei. Vier Jahre nach dem ernsteren „Ancient Dreams in a Modern Land“ kehrt MARINA zurück in jene Glitzerwelt, in der sie Tumblr-Girls, queere Teenager und „FROOT“-Fanatiker vereinte.
Und das Cover spricht Bände: Eine Rückansicht im cremeweißen Korsett, eingerahmt von einem schwerelosen Schriftzug, der wie aus Satinschleifen gewoben scheint. Verletzlich, aber unbezwingbar. Eine visuelle Ouvertüre zu einem Album, das genau diese Dialektik feiert – zwischen Lolita und Lady Godiva, zwischen „BUTTERFLY“ und „FINAL BOSS“. Schon der eröffnende Track und Titeltrack „PRINCESS OF POWER“ erzählt vom Weg aus emotionaler Gefangenschaft: „Been living life locked up in a tower / But now I’m blooming like a flower“
Und plötzlich rollt der Glitzer-Teppich aus: ein Euro-Disco-Beat, der MARINA in voller Blüte zeigt. Die Dramaturgie folgt dabei keinem typischen Albumaufbau, sondern gleicht eher einer Mood-Playlist voller Überraschungen: Das dekadent-zynische „CUNTISSIMO“ raucht seine Vogue auf einem Balkon in Como, während „DIGITAL FANTASY“ sich mit bittersüßer Selbstinszenierung auflöst: „He fell in love with the projection / But not with me.“
Spätestens beim hörbar kathartischen „ADULT GIRL“ aber wird klar, was „PRINCESS OF POWER“ wirklich will: die toxische Romantisierung der Selbstaufgabe abstreifen und mit kindlichem Trotz gegen das Erwachsensein rebellieren. „Stuck somewhere between childhood and va-va-voom“ – ein einziger Seufzer zwischen Lippenstift und existentialistischem Tagebuch. Auch wenn nicht jeder Song zündet (das quietschige „HELLO KITTY“ dürfte Geschmackssache sein), gelingt MARINA hier ein erstaunlich kohärentes Comeback.
Ihre Stimme, oft theatral, manchmal elfenhaft, trägt selbst über die plastischsten Beats hinweg eine Tiefe, die jenseits des Clubraums weiter vibriert. Es ist ein feministisches, queeres, verspieltes Album – nicht mit politischem Zeigefinger, sondern mit lackierten Nägeln, die ironisch am Glasröhrchen klimpern. Ein Soundtrack für alle, die sich selbst zurückerobern möchten – auf High Heels, mit Narben.
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