FROOT von MARINA AND THE DIAMONDS ist ein kaleidoskopischer Pop-Kosmos zwischen Selbsterkenntnis, Vergänglichkeit und süßer Reife – ein Album voll innerer Reifung, göttlicher Einsamkeit und bittersüßer Hymnen.
Sie war einst „a Polish girl in America“, eine Stimme zwischen Zitat, Identität und Ironie. Doch mit „FROOT“, ihrem dritten Album, kappt Marina Diamandis nicht nur symbolisch das glitzernde Kunstwesen „Electra Heart“ – sie kehrt auch zurück zu sich selbst. „FROOT“ ist ein Rückzug ins Innere, ein Pop-Album, das auf seine Weise lauter ist als jede Chartproduktion. „I found what I’d been looking for in myself“, heißt es in der zärtlich-entrückten Klavierballade „Happy“, und diese Zeile ist der Schlüssel zu allem.
Das Coverbild könnte ikonischer kaum sein: Marina in frontaler Pose, umgeben von einem Farbenmeer aus Indigo, Magenta und Cyan. Ihr Haar wirkt wie eine schimmernde Frucht in Überreife – schwer vom Sommer, schwer von Erwartungen. Die Farbcodes des Bildes spiegeln den Klang des Albums wider: glamourös und doch melancholisch, schimmernd und gleichzeitig schwermütig. Kein Zufall, dass die gleichnamige Single „Froot“ das Reifestadium der Liebe wie eine botanische Metapher durchexerziert – „Baby, I am plump and ripe / I’m pinker than shepherd’s delight“.
„FROOT“ ist ein Album der Gegensätze. Während „I’m A Ruin“ mit sakraler Wucht das Schuldgefühl des Verlassens erforscht, taumelt „Blue“ in die Arme des Verlorenen, nur um sich nicht einsam zu fühlen. Es ist diese fragile Ehrlichkeit, die Marina zu einer der klügsten Pop-Stimmen ihrer Generation macht. Und in „Savages“ findet ihr gesellschaftskritisches Denken eine erschreckend poetische Form: „Underneath it all, we’re just savages / Hidden behind shirts, ties and marriages.“
Ihre Stimme ist auf diesem Album weniger Oper, mehr Gebet. Statt Glamour-Archetypen entwirft sie fragile Räume für Einsamkeit („Solitaire“), Restwärme („Weeds“) und Sterblichkeit („Immortal“). Auch wenn „FROOT“ stellenweise ins Melancholische kippt, bleibt Marina nie wehrlos – sie behält die Kontrolle über das Tempo, die Tonarten, ihre Erzählung. Es ist ein Album, das mit jedem Hören wächst, wie eine Frucht an einem zu langen Sommer. Und wenn Marina am Ende haucht: „Living la dolce vita / I’m in love“, klingt das wie das Versprechen, dass Selbstfindung keine kühle Sache ist, sondern eine saftige, süße, manchmal vergängliche. Aber immer wahre.
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