Zwischen Glockenklang und Poesie: KATHRYN WILLIAMS und Carol Ann Duffy verwandeln mit MIDNIGHT CHORUS Weihnachtslieder in literarisch durchdrungene Folk-Balladen voller Licht und Schatten.
Kathryn Williams hat in ihrer langen Karriere schon oft gezeigt, dass ihre größte Stärke die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen ist. Ob mit Autorin Laura Barnett für „Greatest Hits“ oder mit den poetischen Fragmenten von Sylvia Plath auf „Hypoxia“ – stets gelingt es ihr, Sprache und Musik zu verweben, bis die Grenzen verschwimmen. Für „Midnight Chorus“ hat die Mercury-nominierte Singer-Songwriterin nun eine kongeniale Partnerin gefunden: die frühere britische Poet Laureate Carol Ann Duffy. Beide lernten sich 2016 beim Niddfest kennen, und ihre gemeinsame Arbeit begann später im Rückzugsort Moniack Mhor in Schottland. Dort legten sie den Grundstein für ein Album, das Weihnachten nicht verklärt, sondern in Facetten aus Freude, Erinnerung und Verlust erzählt.
Die zwölf Songs sind mehr als saisonale Stimmungsmacher. „Snow Angel“ beschwört mit leiser Instrumentierung Kindheitserinnerungen herauf, während „(Please Be) Somewhere“ die Abwesenheit geliebter Menschen mit sanftem Folk-Gewand umhüllt. „Dear Lord“ wiederum wirkt fast wie ein verschmitztes Gebet, das Dolly Parton anruft, und zeigt, wie Duffy und Williams selbst das Andächtige mit einem augenzwinkernden Realismus füllen. Der Titelsong „Midnight Chorus“ entfaltet sich wie ein musikalisches Feuerwerk: beginnend mit feinen Streichern, die sich Schicht um Schicht zu einer weiten Ballade auftürmen.
Die Produktion von Neill MacColl bleibt unaufdringlich, legt aber ein fein gesponnenes Netz aus akustischen Instrumenten, das Williams’ Stimme trägt, ohne sie je zu erdrücken. Ihre klare, weiche Vokaltechnik verleiht jedem Stück eine Intimität, die im Kontrast zur oft überzuckerten Weihnachtsmusik steht. Dass sich Michele Stodart von The Magic Numbers oder Astrid Williamson an den Arrangements beteiligten, fügt weitere Nuancen hinzu. Auch visuell schlägt „Midnight Chorus“ einen besonderen Ton an: Auf dem Cover reihen sich handgezeichnete Glocken neben einen kleinen Rotkehlchen, ein Bild zwischen Feierlichkeit und Zerbrechlichkeit.
Wie in den Songs ist hier kein makelloser Glanz, sondern die Schönheit des Unvollkommenen zu finden. Kathryn Williams zeigt sich damit einmal mehr als Künstlerin, die die Saison nicht dekoriert, sondern seziert und ihr gerade deshalb einen bleibenden Glanz verleiht.
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