
JEHNNY BETH
Zwischen Industrial-Wucht, Post-Punk-Dringlichkeit und schonungsloser Verletzlichkeit: JEHNNY BETH verwandelt YOU HEARTBREAKER, YOU in ein kompromissloses Manifest gegen die Verzweiflung unserer Zeit.
Jehnny Beth, geboren als Camille Berthomier, hat sich nie mit einem klar umrissenen künstlerischen Weg zufriedengegeben. Bekannt wurde sie als charismatische Frontfrau der Savages, deren kompromissloser Post-Punk Anfang der 2010er Jahre für Furore sorgte. Seitdem hat sie sich in unterschiedlichsten Projekten verwirklicht: als Schauspielerin, als Autorin, als Gastgeberin ihrer eigenen Fernsehsendung „Echoes With Jehnny Beth“ und in Kollaborationen mit Größen wie den Gorillaz, Bobby Gillespie oder Julien Casablancas. 2020 erschien mit „To Love Is To Live“ ein erstes Soloalbum, das industrial-infizierte Kunstmusik mit introvertierten Balladen verband. Fünf Jahre später wendet sie sich mit „You Heartbreaker, You“ erneut einer radikalen Dringlichkeit zu, die klar an ihre Bandvergangenheit erinnert.
Das Cover erzählt bereits von der Härte, die den Songs innewohnt: Ein Blick, direkt und kompromisslos, überzogen von wütend hingeschriebener Schrift, die das Gesicht nicht verdeckt, sondern attackiert. In dieser Geste steckt die Essenz des Albums – ein direkter Schlag ins Bewusstsein. Der Einstieg „Broken Rib“ klingt wie ein brennendes Manifest, schwer atmende Gitarren, ein manisches Flüstern, Textzeilen wie „We learn to breathe with a broken rib“ schleifen sich ein wie offene Wunden. Auch „No Good For People“ nimmt kein Blatt vor den Mund, Beth singt: „I’m no good for people, I wear them down“, und legt damit eine Mischung aus radikaler Selbstentblößung und aggressivem Trotz frei.
Das titelgebende „Obsession“ bündelt die Extreme: Trip-Hop-Elemente im Stil von Tricky, plötzlich zerfetzt von Metal-Gitarren, bis sich ein industrial-getriebener Sturm erhebt. In „High Resolution Sadness“ zeigt sich der zermürbende Gegenwartskommentar, wenn Beth mit klarer Stimme konstatiert: „World is always a mess“ – ein Satz, der in seiner Schlichtheit das ganze Elend digitaler Überforderung und globaler Krisen einfängt. Gleichzeitig wirken die intimeren Momente wie „I See Your Pain“ nicht weniger verstörend, denn sie verhandeln Zuneigung als schmerzhaften Ausnahmezustand. Produziert wurde das Werk erneut von Johnny Hostile, Beths langjährigem Partner im Leben und in der Kunst.
Das Ergebnis ist kein einfach konsumierbares Album, sondern eine Zumutung voller Wucht, Komplexität und gnadenloser Intensität. „You Heartbreaker, You“ ist eine Platte, die nicht nur an Savages erinnert, sondern deren Haltung weiterdenkt: kein Trost, kein Rückzug, sondern ein kompromissloser Soundtrack für das Überleben im Ausnahmezustand.
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