Zwischen Glamour und Chaos: Warum JADE mit THAT’S SHOWBIZ BABY! ein widersprüchliches, aber faszinierendes Popdebüt vorlegt.
Als Mitglied von Little Mix hat Jade Thirlwall früh die Höhen und Tiefen einer Industrie erlebt, die Karrieren in den Scheinwerferkegel hebt und ebenso schnell wieder verschluckt. Nach Jahren in einer der erfolgreichsten britischen Girlgroups, sechs Platin-Alben und weltweiten Tourneen folgt nun das, worauf Fans seit Langem gewartet haben: das Solodebüt „ THAT’S SHOWBIZ BABY!“. Schon der Titel deutet an, dass hier keine glatte Erfolgsstory erzählt wird, sondern ein wilder Ritt durch Ruhm, Selbstinszenierung und die Lust am eigenen Chaos.
Die Vorabsingles legten den Grundstein: „Angel of My Dreams“ eröffnete die Ära mit einer bitter-süßen Hymne auf die toxische Liebe zur Industrie. “Sellin’ my soul to a psycho, they say I’m so lucky,” singt JADE, und im selben Atemzug klingt die Euphorie der Bühne durch, die sie trotz allem antreibt. Ähnlich doppelbödig wirkt „IT girl“, das zwischen selbstbewusstem Clubstampfer und ironischem Seitenhieb auf alte Machtstrukturen pendelt. Die späteren Songs führen die Vielstimmigkeit weiter: „FUFN (Fuck You for Now)“ tobt wie ein theatralischer Beziehungsstreit im Popformat, während „Plastic Box“ intime Unsicherheit aufblättert und „Glitch“ aggressiv gegen lähmende Abhängigkeit anschreit.
Doch die Platte zeigt auch Brüche. „Self Saboteur“ und „Lip Service“ verharren in gefälligen Synthflächen, die eher an Chart-Mittelmaß erinnern als an mutige Alleingänge. Gerade deshalb stechen Stücke wie „Unconditional“ hervor, dessen Mischung aus Disco-Glanz, Gitarrenattacken und Moroder-Synths eine fragile Nähe zur eigenen Familiengeschichte öffnet. Ebenso zwingend ist „Before You Break My Heart“, das sich ein Supremes-Sample aneignet und daraus eine glänzende, wenn auch etwas altmodische Disco-Nummer formt.
Das Cover des Albums spiegelt diese Spannungen visuell: die übergroße Silhouette von JADE, umgeben von Miniaturen ihres selbst in wechselnden Rollen und Posen, als wollte sie all ihre Facetten gleichzeitig inszenieren. Es ist eine Collage des Überflusses, die den inhaltlichen Flickenteppich von „ THAT’S SHOWBIZ BABY!“ treffend aufgreift – irgendwo zwischen Selbstbehauptung und Überforderung. Trotz mancher Hänger überzeugt das Debüt vor allem durch seine Lust am Risiko. JADE erweist sich als wandelbare Performerin, die ihre Stimme von flirrendem Falsett bis zu kraftvollen Belts dehnen kann, die sich in dramaturgisch waghalsigen Arrangements austoben.
Nicht jedes Experiment trägt, aber die besten Momente haben Strahlkraft. In einem Popjahr, das zu oft auf sichere Formeln setzt, ist „ THAT’S SHOWBIZ BABY!“ ein Statement: brüchig, widersprüchlich, aber lebendig.
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