ILLUMINATI HOTTIES erkundet auf NICKEL ON THE FOUNTAIN FLOOR die Grenzen zwischen Chaos, Verletzlichkeit und Popkultur mit fuzzigen Hymnen, glitchigen Tränen und flackernder Sonne.
Es beginnt mit einem Zischen. Nicht aus den Boxen, sondern auf dem Asphalt. Eine Pfütze vibriert unter dem Gewicht eines Wassertropfens. Die Collage auf dem Cover von „Nickel on the Fountain Floor“ (Hopeless Records, USA, 2025) zeigt diese zufälligen Einschläge: Spritzer, Reflexionen, Unschärfen – wie aus dem Nichts kommende Entscheidungen. Und genau das ist auch die Musik. Sarah Tudzin alias illuminati hotties, Grammy-prämierte Producerin, hat sich mit dieser EP von ihrem letzten Langspieler „Power“ nicht gelöst, sondern in dessen Schatten ein eigenes, verbeult glänzendes Denkmal gegossen. Nickelist der lose Kies, der am Brunnenrand klirrt, während jemand auf dem Skateboard vorbeikracht. Fünf Songs, fünf Aggregatzustände der Kontrolllosigkeit.
“777” eröffnet mit einem Sound, der wie ein Synthesizer träumt – tiefgründig, irisierend, mit Melina Duterte (Jay Som) als Co-Produzentin. Eine Zeile wie „shouting your love into the void“ bekommt hier eine Körperlichkeit, als würde man seine Gefühle auf VHS aufnehmen, rückwärts spulen, und auf TikTok posten – alles gleichzeitig. Es folgen die zerstörerischen zwei Minuten von „Wreck My Life“, zusammen mit Stefan Babcock von PUP. Der Song klingt wie ein brennendes Notizbuch voller roter Flaggen – laut, eilig, verzweifelt. “You all know someone that fits the Wreck My Life description” – das ist keine Warnung, das ist ein Tattoo auf der Innenseite der Lippe. „Bright Sun“ hingegen blendet sanft: Indie Pop mit Staub auf der Linse, ein Sound wie durch Sonnenbrillen geschaut.
Tudzin brilliert hier in der Balance zwischen Leichtigkeit und Melancholie – genau wie auf dem Cover, wo Regen und Licht koexistieren. „Hollow“ dann: Ein langsames Zusammenfallen. Leere als Textur, nicht als Konzept. Man hört den Atem zwischen den Akkorden, die Müdigkeit zwischen den Versen. Es ist das Gegenteil von Lo-Fi – es ist Ultra-Hi-Emotion. Den Schlusspunkt setzt „Skateboard Tattoo“ – frech, fuzzy, unfassbar traurig in seiner Überdrehtheit. Der Song ist ein Comicpanel, das gleichzeitig lacht und weint. Diese EP ist kein Nachtrag – sie ist ein eigenes Universum. illuminati hotties macht Pop für Menschen, die das Wort „Genre“ allergisch in der Kehle juckt. Und „Nickel on the Fountain Floor“ ist der Soundtrack dazu, wie man auf nassem Pflaster tanzt, bevor es wieder friert.
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