HOLLY GOLIGHTLY verwebt auf LOOK LIKE TROUBLE ihr staubtrockenes Songwriting mit einer abgeklärten Coolness zwischen Garage, Country und Blues und zeigt, wie man Wut, Verlust und Würde in unaufgeregte Eleganz verwandelt.
Seit den frühen Tagen mit Thee Headcoatees hat Holly Golightly die Ränder des Pop stets von innen heraus belauert. In ihren besten Momenten war sie nie das Gegenstück zur Pose, sondern deren Widerlegung. Auch auf „Look Like Trouble“, ihrem ersten Album seit sieben Jahren, bleibt sie dieser Haltung treu: lakonisch, direkt, stoisch in ihrer Verweigerung von Pathos. Zehn neue Songs, aufgenommen mit vertrauter Band, formen ein Werk, das die lange Linie ihres Œuvres fortsetzt, ohne nostalgisch zu klingen. Zwischen abgeriebenem R&B, zerlaufenen Bluesstrukturen und Country-Färbungen spannt sich ein Klangbild, das nach staubiger Bühne riecht, nach Zigarettenrauch, nach Geschichten, die niemand mehr ausschmückt.
„Black Tongue“, der Opener, ist ein zischender Fluch, ein rhythmisches Grollen, das sich selbst genügt. Golightly singt mit kontrolliertem Gift, die Gitarren kratzen wie rostige Drähte, die Drums pochen stoisch. „Miss Fortune“ zieht die Schlinge enger: kein Trost, nur trockene Belehrung in Moll. In „It’s All“ schleicht sich ein Hauch von Sentimentalität ein, wenn sie von Freunden spricht, deren Beerdigungen sie verpasst hat – doch auch hier bleibt der Ton knapp, die Stimme rau, wie aus der Erinnerung herausgesprochen. „Rolling Along“ öffnet kurz das Fenster, Licht dringt herein, ehe „Down to One“ den Kreis wieder schließt, schwer und erdig.
Das Coverbild – Golightly mit hochgestecktem Haar, Polka-Dots, einem Monokel vor dem Auge – wirkt wie ein ironisches Selbstporträt einer Frau, die längst erkannt hat, dass die Pose die beste Rüstung ist. Der Hintergrund aus übersteuerten Blumenmustern trifft auf die kontrollierte Strenge der Figur im Vordergrund. Dieses Spannungsverhältnis spiegelt die Musik: zwischen Eleganz und Schramme, zwischen Formbewusstsein und Überdruss. Golightly schreibt keine Hymnen, sie schreibt kleine Fallstricke. Alles klingt nach gelebter Erfahrung, nie nach Effekt.
Ihre Band agiert kompakt, aber nicht eng – Raum bleibt für kleine Dissonanzen, für die Unebenheiten, die das Album am Leben halten. Technisch wirkt nichts überproduziert, der Sound bleibt roh, manchmal fast zu roh, was bei einzelnen Stücken die Dynamik bricht. Trotzdem besitzt „Look Like Trouble“ eine in sich geschlossene Haltung: keine Kapitulation, kein Aufbruch, sondern ein Weitergehen mit erhobenem Kinn. Ein spätes Werk, das Stärke aus Distanz zieht.
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