Wenn GRACE CUMMINGS den richtigen Ton trifft und Emotionalität und Performance in gleichem Maße vermittelt, ist eine körperliche Reaktion unvermeidlich.
Diese australische Folk-Sängerin Grace Cummings hat die Aufmerksamkeit von King Gizzard and the Lizard Wizard erregt und ist in den letzten vier Jahren mit der Veröffentlichung von „Refuge Cove“ (2019) und „Storm Queen“ (2022) immer beliebter geworden. Beide Alben enthielten Folk- und Folk-Rock-Instrumente und eine etwas dunklere Atmosphäre. Ihre Stimme, wie etwas Elementares, das einem die Seele erschüttern lässt, steht im Vordergrund. Auf ihrem neuen Album „Ramona“ wird sie zur Titelfigur. Inspiriert von Bob Dylan’s Song „To Ramona“ aus dem Jahr 1964 versuchte sie, sich mit „intensity and melodrama“ zu füllen und inszeniert sich vor üppigen Kulissen aus Gothic-Streichern, Klavier und Gitarre.
Wenn „Storm Queen“ eine intensive Ein-Frau-Theatershow war, ist „Ramona“ ein Hollywood-Blockbuster auf der großen Leinwand. Auf dem Papier und manchmal auch in der Praxis funktioniert das neue Gewand, indem es Cummings‘ heftigstem Knurren Bombast verleiht oder sie in einen fragilen Eissee untertauchen lässt, in dem sie ihre stimmliche Beweglichkeit zur Schau stellt. Die letzten Momente von „Everybody’s Somebody“ begeistern, wenn eine Blechbläsersektion den gefühlvollen Schluss des Songs unterstreicht und für einen fast unvergesslichen Moment der Erhabenheit sorgt.
„Without You“ klingt wie ein ausgegrabener Folksong, der in einer ungenutzten Hütte in den Appalachen neu entdeckt wurde. „Help Is On Its Way“ ist anfangs kaum wahrnehmbar, bevor es seinen kleinen dramatischen Aufschwung beginnt, ein gestrichenes Cello verleiht die Würde, ein kurzes, aber perfektes Lied über alles Ungelöste. An anderer Stelle ist in „Work Today (And Tomorrow)“ ihre Stimme über einem klassischen Streicherarrangement der 50er zu hören, das zu Billie Holiday oder Frank Sinatra passen würde. Die zweite Single, „Common Man“, ist ein weiteres Beispiel für Genre-Erkundung.
Diesmal nimmt sie eine Country/Roots-Rock-Stimmung an und produziert einen Song über das Cowboy-Dasein. Sollte sie weiterhin einen eher Indie-Pop-Ansatz wie den von Angel Olsen oder Father John Misty verfolgen, wird sie eine Künstlerin bleiben, von der man mehr hören möchte. Obwohl „Ramona“ in sich zusammenfließt und stimmig wirkt, beeinträchtigen die unterschiedlichen Vibes, die einige Tracks einbringen, zwar die Monotonie, aber das Album fühlt sich nicht wie ein komplett einheitliches Projekt an. Und so kann „Ramona“ überwältigend sein, wenn man es als Ganzes betrachtet, und das ist etwas, das viele letztendlich von dem Album fernhalten könnte. Aber wenn man Grace Cummings mit einbezieht, könnte „Ramona“ einen doch noch überraschen.
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