EMIKA
Haze

KLANGPROFIL: melancholisch LABEL: Emika Records KLANGSTART: Mai 2024

Wie EMIKA mit HAZE zwischen Future Garage und neoklassischem Piano eine intime Klangwelt erschafft die aus Umzugskartons und Dunkelheit neues Leben formt.

Als Ema Jolly, besser bekannt als EMIKA, nach fünfzehn Jahren Berlin den Entschluss fasste, ihre Wohnung, ihr Studio und die über Jahre gewachsene Szene hinter sich zu lassen, war das kein strategischer Karrierezug, sondern eine Überlebensentscheidung. Pandemie, fehlende Auftritte, der Druck als Mutter – all das führte sie in den Schwarzwald, in die Nähe ihrer Familie. Dort, zwischen Umzugskartons und einem alten Klavier in einem fast leeren Raum, begann die Entstehung von „Haze“. Sie sprach später davon, dass dieses Album ihr das Leben gerettet habe.

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Der Klang dieser Platte trägt diese Geschichte in sich. Future-Garage-Beats, wie man sie aus ihrer Frühphase kennt, treffen auf neoklassische Pianoskizzen, die in Voice-Memos geboren und in Ableton zusammengesetzt wurden. Der Opener „(star key)“ schwebt in zarten, absteigenden Klaviermotiven, die von 2-Step-Rhythmus und Sub-Bass wie aus der Tiefe einer Nacht getragen werden. „Harmony“ knüpft daran an – ein organisches Pulsieren aus reverbgetränkten Akkorden und dieser unverkennbaren, hauchzarten Stimme.

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Mit dem Titeltrack „Haze“ öffnet sich Raum. Die Beats treten zurück, Nebel legt sich über alles, das Klavier scheint direkt aus dem Cover zu klingen – EMIKA’s Gesicht, verschleiert hinter milchigem Kunststoff, als würde sie sich langsam aus einem farbigen Dunst in die Welt zurücktasten. Miniaturen wie „Skip“, „Ache“ oder „Writer“ wirken wie eingefrorene Gedanken: kurze Atemzüge zwischen komplexeren Stücken. „Waltz“ und „4/4“ tragen die DNA früher Clubnächte in Bristol, aber gedämpft, wie durch eine Wand gehört.

Gegen Ende zerfällt die Struktur. „Film“ erinnert an den Score eines Nicolas Winding Refn Films, „Low End“ klingt wie ein nächtlicher Spaziergang durch Noir-Licht, „Smoke“ ist gefrorene Schönheit in Moll. „Shards“, „Rain“, „Lull“ und „Traum“ sind kaum mehr als Skizzen – doch gerade diese Fragmente sind ehrlich, roh und nahbar. „Haze“ ist kein makelloses Konzeptalbum. Es ist ein Tagebuch in Klang, ein Moment zwischen Dunkelheit und Aufbruch, zwischen Rückzug und vorsichtiger Hoffnung. Es ist Musik, die leise spricht, aber lange nachhallt – und die den Mut feiert, im Unfertigen etwas Vollkommenes zu finden.

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Albumcover von Emika Haze: verschwommenes Gesicht hinter transparentem Kunststoff, in Blau- und Rosatönen getaucht.



Die Songs sind von einer tiefen Nachdenklichkeit durchzogen, getragen von leisen Pianos, fragmentierten Beats und einer Stimme, die mehr haucht als singt. Selbst in den beatlastigen Momenten bleibt ein melancholischer Unterton spürbar, als Echo der Umbruchphase, in der das Album entstand. Diese Melancholie ist nicht lähmend, sondern beobachtend – wie ein Blick zurück, während man langsam weitergeht.
melancholisch