CATE LE BON Cyrk

JAN ● 2012

Zwischen surrealem Zirkus und dunklem Folk-Pop: CATE LE BON zeigt auf CYRK eine eigenwillige Balance aus Nostalgie, Abstraktion und experimenteller Klarheit, die ihr Songwriting von jedem Vergleich löst.

Cate Le Bon hat sich mit „Cyrk“ endgültig aus der Rolle der schüchternen Newcomerin befreit. Nach dem Debüt „Me Oh My“, das noch stärker mit folkigen Versatzstücken spielte, legt die walisische Musikerin ein zweites Album vor, das den Blick nicht mehr nach innen, sondern in eine imaginierte Landschaft aus Masken, Spiegelungen und bizarren Gestalten richtet. Schon der Titel – das polnische Wort für „Zirkus“ – weist auf das Konzept hin: ein Raum der Übertreibung, der Verzerrung, des Spiels mit Erwartung und Kontrollverlust. Dass Gruff Rhys von den Super Furry Animals weiterhin als Mentor an ihrer Seite steht, wird zwar gern erwähnt, doch die Stücke lassen keinen Zweifel daran, dass Le Bon hier ihre eigene Sprache gefunden hat.

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„Falcon Eyed“ eröffnet das Album mit einem scheppernden Puls, der kurz an Punk anstreift, bevor er in eine verschlungene Melodielinie kippt. Le Bon’s Stimme bleibt kühl und distanziert, fast spöttisch, wenn sie singt: „It’s the curl in his hair and his falcon-eyed stare, he is more than a woman to me.“ Diese Mischung aus Deadpan-Gesang und surrealer Textur zieht sich durch das gesamte Werk. „Puts Me To Work“ klingt wie eine Liebesballade, stolpert jedoch über brüchige Pianoakkorde und den lakonischen Hinweis auf häusliche Routine. Noch radikaler wird es in „Fold the Cloth“, dessen Gitarrenflächen sich ins Endlose dehnen und in ein hypnotisches Mantra verwandeln.

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Das Albumcover greift diese Spannung auf: Unter einem sternübersäten Himmel stehen schemenhafte Figuren, deren Körper von einem schwarzen Streifen verschluckt werden, als würde die Szenerie selbst implodieren. Der Mond strahlt hell, doch die kindliche Idylle kippt ins Unheimliche. So wie „Through the Mill“ mit seinen klappernden Klaviertönen klingt, als hätte jemand ein Geisterhaus betreten, oder das finale „Ploughing Out“ vom intimen Country-Moment in einen rauschhaften Psychrock-Orkan explodiert. Cate Le Bon macht auf „Cyrk“ deutlich, dass sie die Rolle der schrulligen Folk-Erbin längst hinter sich gelassen hat. 

Sie entwirft ein Universum, das von Velvet-Underground-Referenzen ebenso lebt wie von experimenteller Eigenwilligkeit. Nicht jede Passage trägt gleich stark, manche Songs verlieren sich in Andeutungen, doch gerade in dieser Ambivalenz liegt die Kraft: ein Zirkus, der nicht unterhalten will, sondern beunruhigen.

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Schwarz-weißes Albumcover von Cate Le Bons Cyrk mit schemenhaften Figuren unter einem Sternenhimmel, einem hellen Mond und verzerrtem Schriftzug.


Gesamt 81
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