CATE LE BON entwirft mit CRAB DAY ein scharfkantiges Karussell aus Dada-Poesie, kantigen Gitarren und surrealem Humor, das zwischen Intimität und Abstraktion taumelt.
Ihre Karriere hat Cate Le Bon immer als Balanceakt zwischen Melodie und Abwegigkeit verstanden. Schon auf „Mug Museum“ (2013) deutete sich an, dass sie Strukturen lieber auflöst, als sie zu festigen. „Crab Day“, benannt nach einer kindlichen Erfindung ihrer Nichte, setzt diese Haltung radikaler fort. Die walisische Songwriterin verwebt Kindheitsfantasie mit existenzieller Irritation, lässt Ernst und Nonsens kollidieren und erschafft ein Werk, das sich wie ein Fremdkörper im eigenen Katalog ausnimmt, ohne den roten Faden zu verlieren.
Mit Weggefährten wie H. Hawkline, Sweet Baboo und Warpaint-Schlagzeugerin Stella Mozgawa entsteht ein Klangraum, der sparsam instrumentiert, aber reich an Reibungen ist. Marimba, Saxophon und verzerrte Gitarren stolpern ineinander, als würde eine dadaistische Marching Band durch ein verlassenes Vergnügungsviertel ziehen. Stücke wie „Wonderful“ und „We Might Revolve“ entwickeln ihre Spannung gerade aus dem hakeligen Zusammenspiel, das nie zum Selbstzweck verkommt. Le Bon’s Stimme wirkt dabei kühl und zugleich eindringlich, mal in falsettartiger Schärfe wie in „I Was Born on the Wrong Day“, mal in melancholischem Schwanken wie in „Love Is Not Love“, wo sie singt: „Love is not love when it’s a coat hanger.“
Das Cover – Le Bon in einer verdrehten Pose, halb an die Wand gedrückt, halb im Stoff gefangen – spiegelt diese seltsame Mischung aus Vertrautheit und Verfremdung. Es wirkt wie ein eingefrorener Still aus den Songs selbst, die von Körperlichkeit und Entfremdung erzählen. In „I’m a Dirty Attic“ kippt die Metapher ins Groteske, während „Yellow Blinds, Cream Shadows“ mit seinen karnevalesken Anklängen eine Art Schattenpoesie entfaltet. „Crab Day“ ist kein einfaches Album, manchmal mehr beeindruckend als liebenswert, doch es besitzt jene Art von Konsequenz, die den Mut zur Irritation belohnt.
Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links. Wenn du über diese Links kaufst, erhält MariaStacks als JPC/Amazon-Partner eine kleine Provision. Für dich bleibt der Preis gleich.