Apse – Climb Up

Rock, VÖ: Oktober 2009
APSE haben das Album selbst aufgenommen und kommen mit Gewicht besser zurecht – der Sound ist groß und dicht – als mit Sparsamkeit.

Düster und weitläufig rumpeln die Drums durch unebene Landschaften, unscheinbar mischt sich darunter die bedrohlich klingende Stimme von Robert Toher und ein nervöser Basslauf sorgen für die richtige Stimmung auf dem Opener und einen phantastischen Einstieg in die zweite Platte ‚ Climb Up ‚ von Apse. Sie klingen wie eine Mischung aus Portishead und Sigur Rós, von dem einen mehr und ein bisschen weniger von dem Anderen. ‚ 3.1 ‚ beginnt dagegen kurzzeitig wie ein typisches Stück der Whitey’s. Doch mit dem unwiderstehlichen Gesang lassen Apse auch 2009 keinen Zweifel an Ihrer Daseinsberechtigung aufkommen. Munter und ungewohnt fröhlich, mit leichtem Hang zur Melancholie, treiben Sie den Song im beständigen Mid-Tempo durch die Strophen und sorgen bereits früh am Anfang von ‚ Climb Up ‚ für Aufmerksamkeit. Beeindruckend ist dabei stets die Herangehensweiße von Apse. Nie zu viel verraten, Andeutungen mischen sich unter optimistische Disco-Beats und nicht selten wird das Lager in hörbare Weite an die Grenzen der Raveonettes aufgeschlagen.

Dabei verzichtet die Band aus Newton, Connecticut zum Glück auf dessen schlampige Texte und verwenden ausschließlich die Sicht über den elektronischen Rand. Es ist definitiv eine inhärente Qualität des Albums, die Geduld und viel Ausdauer verlangt. ‚ Climb Up ‚ verhält sich wie eine abstrakte Metapher, die immer mit weiteren Erläuterungen heraneilt und schlussendlich eine Fülle an Interpretationen vor uns nieder legt. Was zunächst wie ein wackeligen Beginn erscheint, entfaltet sich in einer Demonstration der abwechslungsreichen Fähigkeiten. Und während der Glanz unübersehbar fest an den Songs haftet, sieht der dahinter verborgene Motor so gänzlich anders aus. Denn dieser wirkt schlicht in seiner Ausführung, gibt den Stücken nur die nötigsten Substanzen mit und verkriecht sich meist recht schnell wieder hinter der funkelnden Fassade.

Es ist wie eine Betrachtung des Schädels unter der Haut, die Eigenschaften bleiben dabei die selben und doch verschieben sich darunter Formen und Gestalten, Elemente und Strukturen. Die Haut befindet sich in ständigen Verschiebungen und die lebensnotwendige Metamorphose passt sich blitzschnell den unterschiedlichsten Lebensbedingungen an und gewährleistet so die permanente Frische ohne spürbare Abstriche. Es ist wie die Inkarnationen eines Gesichtes, das keinesfalls einen Apell an den Hörer richten will und dennoch wird man auf unterschwellige Art und Weise bei diesen Texten nicht viel entgegensetzen können. Apse haben nunmal das Talent und nutzen dieses hervorragend in all seiner unendlichen Fülle aus. ‚ Climb Up ‚ ist somit ein weiterer Glanzpunkt in der Karriere des amerikanischen Sextetts und eine echte Bereicherung im Zuge des überschwemmten Mainstream-Indie-Bereichs.

7.9