
HOT CHIP
HOT CHIP bündeln zwei Jahrzehnte zwischen Euphorie, Melancholie und Studiohandwerk: JOY IN REPETITION spannt vom DIY-Start über „The Warning“ bis zur neuen Hymne „Devotion“ den Bogen, feiert Wiederholung als Prinzip, erzählt von Freundschaft, Festivalnächten, Peter-Blake-Popart und dem Beharren auf Groove – ein Best-of, das die britische Electro-Formation als dauerhaft neugierige Hit-Schmiede im Spannungsfeld von Dancefloor und Popgeschichte zeigt.
Hot Chip halten seit einem Vierteljahrhundert Kurs: keine Jagd auf Zeitgeister, eher ein langlebiges Bündnis aus Synth-Bastelei, Pop-Instinkt, Bandfreundschaft. „Joy In Repetition“ blickt auf diese Laufbahn zurück, vom EMI/DFA-Durchbruch „The Warning“ bis in die Gegenwart. Der Rückblick wirkt weniger wie ein Museum, eher wie ein lebendiger Archivraum, in dem die stärksten Stücke weiteratmen. „Ready for the Floor“ öffnet Türen mit seinem federnden Hook, „I Feel Better“ setzt auf hymnische Anhebung, „Flutes“ zieht hypnotische Kreise, „Boy From School“ legt die weichere, verletzliche Seite frei. Der neue Track „Devotion“ fügt sich nicht als Bonus an, sondern erledigt die Standortbestimmung: „Help me when I’m weak… ’Cause I believe in you / And your devotion.“ Alexis Taylor formuliert dazu den Leitsatz der Platte: „There’s joy in doing something again and again,“ ein Satz, der die Bandgeschichte präzise umreißt. Das ewige Zurückkehren zur Idee, dass Rhythmus Bindung erzeugt, nicht bloß Bewegung.
Dass eine Best-of-Compilation auf Wiederholung setzt, klingt banal, doch bei Hot Chip wird daraus Ästhetik. Der Titel verweist auf Prince, die Auswahl zeigt Disziplin. „Over and over and over… like a monkey with a miniature cymbal“, tönt es im Klassiker „Over and Over“, der die Logik des Loops zur Poetik erklärt. Genau dieses Zitat findet sein Echo im Cover, gestaltet von Pop-Art-Ikone Sir Peter Blake: ein gemalter Zimbel-Affe, rot bekrönt, lächelnd, leicht verschoben auf cremefarbenem Grund. Das Bild knipst Erinnerungen an clubwarme Nächte, aber es verklärt nichts, eher zeigt es Humor als Haltung. Joe Goddard spricht offen über Frühwerke, deren Witz gealtert wirkt, weshalb „Coming on Strong“ hier fehlt. Statt Nostalgie-Überhang entsteht ein konzentrierter Parcours durch Phasen, Kollaborationen, Aufstiege: Festivalbühnen, Mercury-Prize-Nominierung, Begegnungen mit Brian Eno, Jarvis Cocker, David Byrne.
„Devotion“ beschließt das Set wie ein Tagesanbruch, der die alte Werkstatt erneut ausleuchtet: psychedelische Synths, ein Refrain mit offenem Herzen, Bilder von Zusammenhalt. Owen Clarke sagt: „It’s strange, you can’t go back to the feeling of those early days… These records hold those memories for us.“ Genau darin liegt die Stärke dieser Auswahl. Sie dokumentiert Konstanz, zeigt aber auch, dass Hot Chip immer zwischen zwei Polen operierten: Tanzfläche als Zuflucht, Song als Tagebuch. Wer die Band über Jahre begleitet hat, hört hier Spannkraft statt bloßer Sammlung. Wer neu einsteigt, versteht schnell, warum diese „Groove-Nerds“ nie Trendware brauchten: Sie bauten ihre eigene.
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