Wie EMIKA auf KLAVÍRNÍ Erinnerungen, Melancholie und leise Klangexperimente zu einem zutiefst persönlichen Piano-Album voller Tiefe und Schönheit verdichtet.
„Klavírní“ ist kein Album für den schnellen Konsum – es ist eine Sammlung aus Erinnerungen, durchzogen von Nebelschwaden und der kindlichen Geste des Rückbeziehens. Die in England geborene und in Prag verwurzelte Musikerin EMIKA – bekannt für ihre Grenzgänge zwischen Dubstep, Sounddesign und Synthpop – schlägt mit diesem rein instrumentalen Werk einen zärtlich radikalen Weg ein: den Rückzug. Und zwar an jenen Ort, an dem alles begann – zu dem alten Klavier ihrer Kindheit, aufgenommen im Elternhaus, fern von Clublicht und Verstärkerrauschen.
Was sich hier abspielt, ist mehr als ein musikalisches Tagebuch. Es ist ein stilles Nachhausekommen, begleitet von einem subtilen Wechselspiel aus Nostalgie und Störung. Jeder der dreizehn Tracks trägt den Titel „Dilo“, gefolgt von einer Zahl – wie kleine Kapitel aus einem fortlaufenden Brief an das frühere Ich. Besonders eindrücklich wirken dabei die Stücke „Dilo 6“ und „Dilo 13“: Das eine tastet sich mit beinahe kindlichem Staunen durch schlichte Arpeggien, das andere erschüttert durch glitchartige Verzerrungen – als würde sich die Erinnerung selbst plötzlich verzerren, überlagern, verschwimmen.
Das Albumcover zeigt EMIKA in schwarzer Robe, fast skulptural, in sich gekehrt auf einem Stuhl, umgeben von tiefem Schwarz. Der rote Schriftzug Klavírní sticht heraus wie ein leuchtendes Fragment aus einer anderen Welt. Diese visuelle Dunkelheit ist kein Selbstzweck – sie verkörpert die Stimmung des Albums: eine fragile Intimität, die sich dem Licht nicht verweigert, sondern es durch Abwesenheit spürbar macht.
EMIKA gelingt es, mit sparsamen Mitteln ein emotional komplexes Werk zu schaffen – inspiriert von Komponisten wie Leoš Janáček, aber in ihrer ganz eigenen Klangsprache erzählt. Das Piano dient nicht zur Virtuosität, sondern zur Offenlegung eines inneren Raums – wie sie selbst sagt, sei es ein „stabiler Ort der Einsamkeit“. „Klavírní“ ist kein Aufschrei, sondern ein notwendiges Innehalten.
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