HOT CHIP
Freakout / Release

KLANGPROFIL: aufgewühlt LABEL: Domino Recording Company KLANGSTART: August 2022

Nachdem HOT CHIP letztes Jahr eine Platte für Ibibio Sound Machine produzierten, hätte man gehofft, dass etwas von der Fähigkeit dieser Band, mutigere Elemente mit cooler Produktionssicherheit zu mischen, abgefärbt hätte.

Frühere Hot-Chip-Alben hatten immer deutliche eigenständige Identitäten, aber das ist etwas, das  der neuen Veröffentlichung mit dem verheißungsvollen Namen „Freakout / Release“ leider fehlt. Der Titeltrack ihres achten Albums verkündet eine Hinwendung zu ordentlicher Katharsis. „Wild, Biest, Freakout, Release!“ knurrt ein Vocoder, während darunter krasser Electro-Funk lauert. Eine verzerrte Gitarrenlinie rundet das Bild einer Band ab, die wohlgesetzten Geschmack in den Wind schlägt und obendrein die eigene Liebe zur Musik in Frage stellt. Co-Produzenten Soulwax sind hörbar im Studio und feuern sie an. „Freakout / Release“ suggeriert Loslassen, nachdem man sich verkrochen hat. Und während die Platte brillante Momente einer wilden Back-to-the-Dancefloor-Energie bietet, gibt es einige (für diese Band) beispiellose dunkle lyrische Selbstbeobachtungen. Themen wie Depressionen, Angstzustände, toxische Männlichkeit, Burnout und mehr prägen dieses Album.

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Hot Chip gönnen sich auf „Freakout / Release“ aber immer wieder auch Momente der Träumerei. Das Album beginnt mit dem krachenden Grollen von „Down“, das ein obskures, aber gut ausgewähltes Sample dem Universal Togetherness Band’s 2014er Track „More Than Enough“ spendiert und dem Bassist Owen Clarke einen sehnigen Funk-Gitarren-Lick hinzufügt. Später nehmen die Dinge bei „Time“ sogar noch Fahrt auf, das seinen four-on-the-floor Rhythmus nutzt, um über das Vergehen der Zeit selbst nachzudenken. Aber dem Album fehlen offensichtliche Highlights wie „Boy from School“ aus „The Warning“ von 2006 und „Hand Me Down Your Love“ aus „One Life Stand“ von 2010, die beide grenzwertige und irreführende Gefühle mit herrlich vielschichtigen Parts verschmelzen. Die Tendenz der Band, während des nicht unpassend betitelten „Freakout / Release“ tonale Permutationen durchzugehen, fühlt sich oft unzusammenhängender als dynamisch an.

Aber die Entscheidung, das Album vorab mit Singles zu beladen, bedeutet, dass man nach drei Songs einen erschreckenden Abfall an Energie und Qualität erlebt. Danach setzt sich „Freakout / Release“ in Songs fest, die zwar in Ordnung sind, aber ein bisschen wie das Produkt eines KI-Programms klingen, dass dazu programmiert wurde, um 100 Stunden Hot Chip zu hören und dann seine eigene Imitation zu erzeugen.

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Vor einem satten blauen Hintergrund ist eine riesige, gemalte Handfläche zu sehen, gefüllt mit einem komplexen Gewirr aus farbenfrohen abstrakten Mustern, menschlichen Silhouetten und dynamischen Formen. Eine Figur scheint aus der Fläche hervorzutreten – halb verborgen, halb sichtbar. Das Bild wirkt wie eine visuelle Übersetzung des inneren Chaos, das sich auch musikalisch auf „Freakout / Release“ von Hot Chip ausdrückt: Loslassen, Identitätsfragen, Tanz als Katharsis.


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„Freakout / Release“ schwankt zwischen ekstatischer Dancefloor-Energie und dunkler Selbstbeobachtung. Der Albumtitel selbst deutet auf emotionale Entladung hin – ein Loslassen, das sich in wilden Beats ebenso ausdrückt wie in Themen wie Depression, Burnout und toxische Männlichkeit. Das Album lebt von Kontrasten: euphorische Rhythmik trifft auf existenzielle Fragen, digitale Verzerrung auf ehrliche Fragilität. Diese innere Spannung macht die Atmosphäre durchgehend aufgewühlt – als ob sich unter der Oberfläche der Beats ein Kampf gegen innere Unruhe abspielt.
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