Das klaustrophobische Tuckern und die bedrückenden Blechbläser, die das Debüt der VIAGRA BOYS auszeichneten, schweben auch hier permanent über den Dingen und gehen manchmal gar bis zum Äußersten.
Auf „Street Worms“ prallten Geschichten über Drogen und Chaos von komischen Episoden über Hunde, Online-Shopping und „surfing with your mom“ aufeinander. Auf ihrer zweiten Platte „Welfare Jazz“ bleiben die lyrischen Ausschweifungen der Viagra Boys dieselben, aber ein wenig vom Biss und dem Gift Ihres Debüts wurde hier durch einen wärmeren, zugänglicheren Sound ersetzt (was keine schlechte Sache ist). Trotzdem ist die Gesamtwirkung ihrer glorreichen Kakophonie auf „Welfare Jazz“ unvermindert und vor allem genauso lustig wie auf dem Debüt. Blicken wir auf das konfessionelle „Toad“, sehen wir anfänglich Murphy’s heisere Komplimente an seine baldige Ex, völlig erodiert durch die unerbittlichen Behauptungen seiner Kollegen, „you don’t need no woman“, wird daraus anschließend eine hemmungslose Tanzattraktivität aus abgestumpften Saxophonen und neckischen Psycho Funk Synthesizern.
Trotz der kleinen Hoffnungsschübe, die von den optimistischen Country Klängen ausgehen und durch „Creatures“ fließen, reicht dieses bis in die dunklen Tiefen einer Katastrophe. Die düsteren Bilder einer Unterwelt, in der „we don’t need sleep“, bilden einen starken Kontrast zu den glitzernden Synthesizern des Songs. Der alternative Dancefloor Kracher „Girls & Boys“ ist dagegen ein selbstbewusster Rückblick in ihre Partytage mit einer Dissonanz im Stil von Nick Cave und The Birthday Party. Der motivierendste Track ist allerdings „I Feel Alive“ und den Worten: “Jesus Christ, I feel alive!“ Diese Ode der Nüchternheit ist gleichzeitig ein Lobgesang auf die Positivität. „Best in Show II“ greift dann nochmals die Geschichte des intergalaktischen Hundewettbewerbs aus dem ersten Album auf.
Ihre alten Songs, gepaart mit dem wohlverdienten Ruf als einer der wildesten Live-Acts Europas, brachten den Viagra Boys frühe Vergleiche mit Künstlern wie den IDLES ein. Mit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums werden sich diese Vergleiche wahrscheinlich sowohl vertiefen als auch auseinander gehen. Die Platte zeigt, dass die Band aus Stockholm ein weiteres Set von verworrenen Salven mit treibendenden Ryhthmen produzieren konnte und gleichzeitig die Klangpalette um Jazz und Country Western auf spannende Art und Weise erweitert.
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